400.000 für die Kultur
Es ist ja eine lustige Idee: Lass uns mal zwei Überseecontainer zusammenschweißen und ein Schwimmbad daraus machen, das wir zwischen dem Unilever-Gebäude und dem Kreuzfahrtterminal anlegen. Dann verkaufen wir das Ganze als Kunst und es gibt auch noch Fördermittel. Ein genialer Schachzug von Dirk Paschke und Daniel Milohnic, denn wenn die beiden mit der gleichen Idee ohne das Kunstattribut angekommen wären und in Hamburg nach einer Fläche für eine Temporärnutzung gefragt hätten, hätten sich ihnen eine Unzahl von Bedenkenträgern in den Weg gestellt. „Jaahaa, klingt zwar nach einer ganz netten Idee, aber wer sagt uns denn, dass sie die Fläche auch wieder räumen. Und im Übrigen, für öffentliche Schwimmbäder haben wir besondere Auflagen, sie wissen ja, die Hygiene und so…"
• Auftakt ist die musikalische Inszenierung „Global Design“ von Christian von Borries an Bord der MS Bleichen (8. bis 10.04.2011). Kampnagel produziert im Bauch eines Frachtschiffes eine Art schwimmendes Bayreuth im Hamburger Hafen. Gezeigt wird eine Trilogie mit großem Orchester und Statements dreier Wirtschaftsexperten: Joseph Vogl (Berlin), Gian Trepp (Zürich) und Wang Hui (Peking). Es entsteht ein Wechselspiel zwischen den Aussagen der Wirtschaftsgrößen und experimenteller Musik: Die Jungen Symphoniker Hamburg treten in kritischen Dialog mit den Experten, die Musiker untermalen, unterbrechen und konterkarieren die Analysen der Weltwirtschaft. Das Projekt wird außerdem durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert.
• Ab Mai lädt der Kunstverein in das Hafenbad der beiden Frankfurter Künstler Dirk Paschke und Daniel Milohnic ein. Direkt an der Elbe neben dem Cruise Center gelegen, werden zwei aneinander geschweißte Überseecontainer temporär zum Schwimmbad umfunktioniert, das nicht nur Kunstprojekt, sondern auch ein Angebot an die Menschen vor Ort ist. Diese soziale Skulptur thematisiert die Umwandlung des ehemals nicht zugänglichen Hafenareals in ein neu entwickeltes Stadtviertel und schafft einen Treffpunkt, der Veranstaltungen vorschlägt, aber auch für Eigeninitiativen der Nutzer offen ist. Beide haben Erfahrung im Schwimmbadbau: In der Kokerei Zollverein in Dortmund existiert schon seit fast zehn Jahren ein ähnliches Schwimmbad und ist dort fester Bestandteil des Sommerprogramms. Klingt so, als könnte Kultur auch Spaß machen – für ernsthaftes Schwimmen sind zwei Überseecontainer allerdings ein wenig kurz, für eine zünftige Poolparty an der Elbe aber genau das Richtige.
• Der international renommierte Künstler Harun Farocki erarbeitet eine Videoproduktion in der HafenCity, die dieses neue Arbeitsumfeld befragt. Farocki untersucht, ob sich Profil und Arbeitsweise von Firmen, die sich in einem frisch entstandenen Stadtteil in neuen Gebäuden ansiedeln, verändern. Das Projekt der „Neuen Auftraggeber“ ist das erste der Initiative in Hamburg und findet in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung statt, die mit ihrer Förderung bürgerschaftliche Prozesse unterstützt. Kuratorin ist Nina Möntmann, die das Projekt in Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen realisiert. Die „Neuen Auftraggeber" verfolgen in vielen Ländern Europas eine neue Auffassung von Kunst im öffentlichen Raum: Bürger aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft bekommen die Möglichkeit, durch eine enge Zusammenarbeit mit einem Künstler und einem Kurator, Kunstprojekte mit zu verantworten, die sich mit ihrem lokalen Kontext beschäftigen.