Feier im Sandtorhafen

25 Jahre Gangway und soziale Arbeit auf der Undine

Ein größerer Kontrast lässt sich in der HafenCity schwer finden. Tauften am Morgen noch die Haspa und die Hamburgischen Segler ihr neues Flaggschiff, feierten am Nachmittag der Verein Gangway und die Undine 25 Jahre Jugendarbeit mit Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten. Beide Schiffen nutzen gleiche Mechanismen zur Persönlichkeitsbildung und Korrektur. Die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Naturgewalten auf See und die Abhängigkeit des Überlebens von erfolgreichem Teamwork prägen nachhaltig und schaffen Selbstvertrauen. Jugendliche lernen den Sinn von Regeln in einem unmittelbaren Ursache und Wirkung-Erleben kennen und – so die Hoffnung – verlassen die Schiffe als ein wenig bessere Menschen, die auch den Widrigkeiten des Alltags besser gewachsen sind. Die Jugendlichen auf der Undine arbeiten jeweils 5 bis 6 Wochen an Bord des einzigen noch Fracht fahrenden Seglers in Deutschland. Im Nord- und Ostseeraum werden zum Beispiel Baumaterialien zwischen den Häfen transportiert. Zur offiziellen Feier berichtete Joachim Kaiser aus der Geschichte des Projekte und des Schiffes.

Joachim Kaiser ist heute im Vorstand der Stiftung Hamburg Maritim und an vielen sozial engagierten Projekten beteiligt. Auch die Undine brachte er mit auf den Weg und zeigte größte Hochachtung vor der Arbeit, die in den 25 Jahren von den Mitgliedern des Vereins geleistet worden ist. Mit einem „Chapeau“ beendet er seine Rede und übergab an Willy Klawe vom Institut für soziale Praxis des Rauhen Hauses, der einen kurzen wissenschaftlichen Überblick über die Jugendarbeit auf Schiffen gab. Dabei warf er auch einen Blick auf die Kritik, die sowohl von populistischer als auch von fachlicher Seite den Projekten gegenübersteht. Das immer wieder gerne und das ganz besonders von Nichtseglern vorgebrachte Vorurteil vom „Urlaub auf Staatskosten“ ist hier fehl am Platz und diskreditiert die erfolgreiche Arbeit der Besatzungen der zahlreichen Schiffe. Ebenso wenig relevant ist das von pädagogischer Seite oft vorgebrachte Argument, dass die Arbeit auf See nichts mit dem Alltag benachteiligter Jugendlicher zu tun habe.

 

Für ebenso viel Kontrast wie die Undine und ihre Mannschaft sorgt der für die Feierlichkeiten im Sandtorhafen festgemachte Hafenlieger Cäsar. Der frisch renovierte und unter Denkmalschutz stehende Ponton erhitzte die Fantasie der Anlieger. Um hier von den Vorurteilen zu gesunden Urteilen zu wechseln ist es empfehlenswert einfach mal einen Blick in den Lieger zu werfen. Am besten in Verbindung mit einer Spende an den Verein. Beste Gelegenheit ist dafür am Freitagabend, wenn es heißt „Kultur auf dem Schiff“ und Jörgen Bracker aus seinem Buch „Die Reliquien von Lissabon“ liest und Sigrun Kiesewetter dazu die passende Musik darbietet. Am Samstag ist von 12 bis 18 Uhr Open Ship auf der Undine und Besucher können einen Blick in den Frachtsegler werfen.

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