Gute Nachbarschaft ist besser als der ADAC
Ein kleines Weihnachtswunder
Man hat sich schon sehr daran gewöhnt, dass es besondere Ereignisse bedarf, um sich wieder an das Besondere in der HafenCity zu erinnern. Meist sind es die eher unangenehmen Vorkommnisse die wieder Erwarten doch zu einer guten Erinnerung werden – in diesem speziellen Fall eine defekte Lichtmaschine im Auto. Eigentlich benutze ich mein Auto sehr selten, mein gewöhnlicher Arbeitsweg ist gut mit dem Rad zu erledigen, im Winter auch zu Fuß. Geschäftsreisen werden meist mit dem Zug oder Flugzeug erledigt. Nun gibt es aber doch von Zeit zu Zeit Projekte, die in Orten stattfinden, die weder mit dem Zug noch mit dem Flugzeug gut zu erreichen sind – und dann ist ein Auto das Mittel der Wahl. Drei Tage vor Ort im Westen von Hamburg standen also an.
Morgens also rechtzeitig ab in die Tiefgarage, das Wetter ließ Schlimmes befürchten. Statt eines Blinken beim Druck auf den Türöffner keine Reaktion – das geht ja schon gut los dachte ich bei mir. Tatsächlich zeigte sich, dass das Auto komplett elektrisch tot war. Schon beim ratlosen Blick unter die Motorhaube erhielt ich von einem vorbeifahrenden Nachbarn ein hilfreiches Angebot: „Na will er nicht? Soll ich dich mitnehmen?“ Ich lehnte dankend ab, ich brauchte eine nachhaltigere Lösung. Eine Nachbarin hatte mir mal angeboten auf ihr Auto zurückzugreifen falls ich mal eines brauchte. Der Zeitpunkt war wohl gekommen, auf dieses Angebot einzugehen. Auf dem Weg zurück in die Wohnung begegnete ich dem nächsten Nachbarn.
Meine Situation stand mir wohl ins Gesicht geschrieben, jedenfalls fragte er sofort danach, ob alles in Ordnung wäre. Nach einer kurzen Situationsschilderung kam wie aus der Pistole geschossen das Angebot: „Nimm doch meins, ich brauche es im Moment nicht.“ So früh morgens bin ich aber noch nicht der Schnellumschalter, ich hatte mich auf die Idee mit der Nachbarin versteift und so lehnte ich wieder dankend ab. Zurück in der Wohnung zeigte sich, das meine Einschätzung der Hilfsbereitschaft korrekt war, ein kurzer Anruf und ich hatte umgehend die Schlüssel für einen Wagen in der Hand. Das eine Problem war also erstmal gelöst, das eigentliche Problem wollte ich im Laufe des Tages nach dem Kundenbesuch anpacken. Doch es kam erstmal anders. Im Laufe des Tages hatte es angefangen heftig zu schneien und für den Rückweg benötigte ich derart lange, das die Servicezeiten des Autohauses schon lange vorbei waren und die Auskunft am nächsten Tag eh lautete: „Rufen Sie doch den ADAC!“ Also am nächsten Tag noch einmal auf die Hilfsbereitschaft der Nachbarin zurückgreifen, die auch klaglos weiter mitspielte. Währenddessen hatte ich noch weitere Überlassungsangebote von Nachbarn erhalten, bevor dann am Abend tatsächlich der gelbe Helfer erschien und die Ahnung bestätigte, dass die Lichtmaschine hinüber sei. Doch wie bekommt man einen Wagen ohne Strom aus der Tiefgarage zur Werkstatt? Eine andere Nachbarin spukte mir durch den Kopf, die Monate vergeblich versucht hatte, einen Schwarzparker von ihrem Parkplatz im zweiten Untergeschoß entfernen zu lassen.
Der ADAC-Mann teilte meiner Idee mit einer frischen Batterie zur Werkstatt zu fahren eine Abfuhr: „Zehn Minuten, dann steht das Auto wieder – ohne Strom funktioniert heute gar nichts mehr im Auto.“ Also Abschleppunternehmen angerufen, dass eine Lösung für den späten Abend versprach. Kurz vor der angekündigten Ankunft platzierte ich mich an der Straße, um den Abschleppwagen zur Tiefgarage zu lotsen. Es war kalt und ich erregte sofort die Aufmerksamkeit einiger Nachbarn, die sich nach meinem Befinden erkundigten – inzwischen fast schon unnötig zu erwähnen, wie viele Hilfsangebote ich in dieser Zeit erhielt. Den Höhepunkt stellte eine weitere Nachbarin dar, die mit ihrem Hund gerade Gassi gehen wollte: Statt nur eines verbalen Angebotes hatte ich plötzlich Autoschlüssel in der Hand. „Ich bin über Weihnachten eh nicht da, nimm meinen!“ sagte sie und war schwupps wieder ihres Weges gezogen. Verblüffung machte sich breit, die durch die Ankunft des Abschleppwagens erstmal zurückgestellt wurde. Meine Sorgen wie man ein Auto aus der Tiefgarage bekommen sollte erwiesen sich als unbegründet. Ein modifizierter Land Rover mit Abschleppeinrichtung fuhr schlicht in die Tiefgarage, nahm den Wagen auf den Haken und ab ging es in die Werkstatt. Die Reparatur dauerte glücklicherweise nicht lange, so dass ich die Hilfe meiner Nachbarn und vor allem meiner Nachbarinnen nicht unnötig lange in Anspruch nehmen musste, die ganze Aktion brachte aber mal wieder nachhaltig in Erinnerung, was gute Nachbarschaft wert ist – und vor allem wie gut die Nachbarschaft in der HafenCity ist. Ein großer Dank nochmal auf diesem Wege an all die hilfsbereiten Nachbarn, die hier ein kleines Weihnachtswunder in der HafenCity vollbracht haben.