Der doppelte Traditionsschiffhafen

Bei gutem Wetter ein echtes Nadelöhr
Bei gutem Wetter ein echtes Nadelöhr
Lösung für ein verzwicktes Problem?

Wenn am Anfang Dezember die Sandtorhafenklappbrücke zur Modernisierung und Lagekorrektur ausgehoben werden wird, beginnt für die unmittelbaren Anlieger ein Jahr der Unannehmlichkeiten. Ein halbes Jahr findet überhaupt kein Verkehr den Weg auf die andere Seite, ein weiteres halbes Jahr können nur Fußgänger die Brücke benutzen. Danach – so hoffen die Planer – sind alle Probleme gelöst und die Eröffnung der Elbphilharmonie kann kommen. Doch stimmt das überhaupt? Um das endgültig beurteilen zu können muss man sich die Situation eine Ebene tiefer, auf dem Wasser des Sandtorhafens ansehen. Grund für die Modernisierung der Brücke sind die jetzigen Öffnungszeiten von mindestens zwanzig Minuten pro Schiffsdurchfahrt.

Wenn die Brücke sich öffnet gibt es Stau
Wenn die Brücke sich öffnet gibt es Stau
Für einen Hafen in dem permanenter Charterbetrieb stattfindet, ja der sich explizit Schiffen in Fahrt verschrieben hat, ist eine betriebsbereite Brücke unabdingbar. Doch schon jetzt ist absehbar, dass auf den Hafen Einschränkungen zukommen werden. In der Elbphilharmonie sind drei Aufführungen pro Tag geplant, der Konzertsaal soll ja immerhin bespielt werden, um so zumindest einen Teil der Kosten wieder rein zubekommen. Während der Konzerte darf die Brücke eigentlich nicht geöffnet werden, da ansonsten kein ausreichender Fluchtweg für die Tausenden Konzertbesucher im Falle eines Falles zur Verfügung stehen. Bedeutet für die Schiffe im Sandtorhafen natürlich, dass diese nur vor und nach den Konzerten freie Durchfahrt haben. Auch dann wird bei dem zu erwartenden Besucherstrom der Elbphilharmonie jede Brückenöffnung für Staus sorgen, wie jetzt schon an besucherstarken Tagen in der HafenCity zu sehen ist. Ob da eine Brückenöffnung 20 Minuten oder zehn Minuten dauert ist da eher unerheblich.

 

Tausende Fussgänger warten auf Godot
Tausende Fussgänger warten auf Godot
Nächster Punkt auf der Liste: Eine Buslinie soll über den Dalmannkai die Sandtorhafenklappbrücke queren, ein Faktor der jetzt schon den Verantwortlichen Kopfzerbrechen bereitet. Und: Jegliche Überlegungen zu einer Einbahnstrassenregelung enden an der Brücke. Stellt sich die Frage, warum denn ausgerechnet das Sandtorhafenbecken für den Traditionsschiffhafen genommen wurde, und nicht das Becken des benachbarten Grasbrookhafens? Das Sandtorhafenbecken ist das älteste moderne Hafenbecken in Hamburg und drängte sich dementsprechend für Planungen eines Traditionsschiffhafens auf, zudem lag das Becken in einem Bereich der HafenCity, der als erstes fertiggestellt werden würde und bot der Vermarktung der HafenCity die passende Bühne für plakatives maritimes Ambiente. Der Preis waren Probleme bei der Verkehrsabwicklung – etwas worüber sich die Verantwortlichen bei den ersten Konzepten vielleicht noch gar nicht bewusst waren, weil die Elbphilharmonie zur dieser Zeit noch ein Hirngespinst in den Köpfen einiger Menschen war.

Schranke zu - warten
Schranke zu - warten
Dabei ist die Lösung des Problems eigentlich ganz einfach, wenn man sich nur mal traut Gedanken zu Ende zu denken. Warum nicht statt eines sowieso mit zweifelhaften Nutzens ausgestatten Yachthafens nicht einen zweiten Traditionsschiffhafen? Im Sandtorhafen die eher stationären Schiffen, irgendetwas hübsches dauerhaftes, sowie die kleinen Schiffe, die auch ohne Brückenöffnung die Brücke passieren können, und im Grasbrookhafen die Schiffe, die aktiv im Chartergeschäft unterwegs sind. Gleich zwei attraktive Orte für die HafenCity statt nur einem, der in dieser Konstellation Probleme bereitet. Das kostet natürlich Geld – für das Ausbaggern, für neue Pontons und den Betrieb, doch es gibt schlechter angelegtes Geld. Wenn sich kein Betreiber für die Marina im Grasbrookhafen findet, niemand der sich des teuren Ausbaggerns annimmt, muss sich die Stadt so oder so entscheiden, ob sie das Hafenbecken aufgeben will oder in den sauren Apfel beisst und selbst ausbaggert. Wenn dann diese Investition eine Investition für das maritime Erbe Hamburgs ist und nicht für die Zwecke einiger Besitzer großer Yachten, die sich den Liegeplatz dort überhaupt leisten können, wäre eine solche Entscheidung sehr viel populärer.

Menschen, Menschen, Menschen
Menschen, Menschen, Menschen
Und was wäre mit einer Sandtorhafenklappbrücke, die sich nur dann und wann öffnet gewonnen? Eine zuverlässige Verkehrsplanung für die Anfahrt zur Elbphilharmonie, ungestörter Busverkehr und die Möglichkeit für die Strasse Am Kaiserkai eine Einbahnstrassenregelung zu finden und so die Belastungen für die Anlieger niedrig zu halten. Und auch die Traditionsschiffe hätten ihre Vorteile von der Regelung. Die Situation am Grasbrookhafen ist sehr viel offener und ermöglicht dadurch unter Umständen auch mal die Einfahrt eines Dampfschiffes. Wenn statt der geplanten amorphen Designerpontons Standardpontons verwendet würden, könnten auch einmal größere Schiffe dort anlegen. Aus- und Einfahrt in den Hafen ohne vorherige Abkommandierung einer Brückenbesatzung der HPA. Eine echte Win-Win-Situation, man muss sich nur trauen den Gedanken einmal zu denken.