Teppichkunst statt Massenware
Mohammad und Sabine Tehrani
„Um einen Hamburger in eine Galerie zu bekommen, braucht es schon seine Zeit“, sagt Sabine Tehrani, „oder einen besonderen Anlass“. Ein Beispiel führt sie gleich mit an: „Als wir die Galerie renoviert haben, hatten wir auch die Fenster mit Packpapier verdunkelt. Gleich kamen die ersten Passanten und fragten besorgt nach unserem Wohlbefinden. Passanten, die nach eigenen Aussagen schon jahrelang an der Galerie vorbeigekommen waren, aber noch nie den Weg in die Galerie gefunden hatten.“ Dabei kennen die meisten die Galerie an der Ecke Zippelhaus/Neue Gröningerstraße vom Sehen. Dabei legen Mohammad und Sabine Tehrani Wert auf die Bezeichnung Galerie, denn mit einem normalen Teppichgeschäft hat der Showroom der Tehranis wenig gemein.
Ausgesuchte Einzelstücke zeitgenössischer oder antiker Künstler schmücken die Wände der Räume, von vorne nach hinten im Wert steigend. Im „Schaufenster“ vorne die zeitgenössischen Einzelstücke, die nicht nur, aber auch zum Gebrauch bestimmt sind. Häufig Teppiche aus Marokko von Design-Preisträgern, die aktuellem Geschmack entsprechen und hervorragend zu den edlen Designer-Einrichtungen der modernen Wohnungen in der HafenCity passen. Nach hinten wird es dann älter und teurer. Bei den antiken Teppichen gibt es dann durchaus auch mal Stücke zum Preis einer Mittelklasse-Limousine, bei denen sich nur noch selten die Frage stellt: „Wand oder Fußboden?“. Wobei sich, nach Aussagen von Mohammad Tehrani, die Qualitäten der antiken Teppiche durchaus und besonders dafür eignen, ein gemütliches Ambiente im Wohnzimmer zu schaffen. Als Unikate werden aber wohl viele der Teppiche als besonderer Akzent eine Wand schmücken.
Eine ganz andere Kategorie von Kunden sind dabei die Sammler, die im Zweifel ihre guten Stücke in der Klimakammer lagern – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel bei Sotheby’s ein Teppich für mehr als eine Million Pfund versteigert wurde. Das dabei die Tehranis eine nicht unbedeutende Rolle im internationalen Handel mit textilen Kunstwerken spielen, sieht man schon an der englischen Firmierung der Galerie: „Mohammad Tehrani – Antique and Contemporary Textile Art“ ist nicht etwa ein Spleen, sondern spiegelt die internationale Reichweite der Galerie wieder. Mohammad Tehrani ist auf allen bedeutenden internationalen Ausstellungen unterwegs, von der „Fine Arts“ in Köln bis hin zu Ausstellungen in den USA und ganz Europa. Und natürlich ist Tehrani ständig auf dem Sprung, um seltene Stücke vor anderen Händlern zu ergattern. Wenn das Telefon klingelt und die Information interessant ist, geht es eben in den mittleren Osten oder weiter weg. Dabei ist Mohammad Tehrani wirklich gelernter Teppichhändler und hat schon in Persien in den 70er Jahren mit den edlen Stücken gehandelt. Als die islamische Revolution kam, brach die Wirtschaft zusammen und Tehrani packte seinen Rucksack und machte sich auf in den Westen. In Istanbul begegnete ihm sein Schicksal in der Form seiner Frau Sabine, die damals auf Interrail-Tour mit einer Freundin war. Am Bosporus trafen und verliebten sie sich – nachhaltig wie über 30 Jahre Ehe und zwei Kinder beweisen. Über Umwege fanden sie sich schließlich vor 13 Jahren in der Galerie neben der Katharinenkirche wieder, eine Zeit, als die Speicherstadt noch Freihafengelände war und die Neue Gröningerstraße am Rande von Hamburg gelegen war. Damit ist die Galerie auch so etwas wie ein Stück Zeitgeschichte für die HafenCity und einen Besuch wert. Wer es nicht schaffen sollte, über den Zollkanal zu kommen, dem vermittelt die Internetseite der Galerie einen umfassenden Eindruck über das Geschäft der Tehranis.