Wasserschloss wird Schmuckstück
Von der Kulisse zum Teekontor
Es ist das Sahnestück in der Speicherstadt, jeder kennt es, es ist auf tausenden Speicherstadtbildern zu sehen, Kulisse für Filme und Serien gewesen, diente den Windenwärtern und Wächtern zu Anfang der Speicherstadt als Domizil und Arbeitsstätte. Zuletzt waren die „Pfefferkörner“ der gleichnamigen ARD-Jugendserie hier Dauergäste. Kaffee, Gewürze und Tee bestimmten auch die Vergangenheit der Speicherstadt und werden auch heute noch an verschiedenen Speichern gehandelt, verprobt und verkostet. Grosse Teehandelsfirmen wie Hälssen & Lyon, die Kaffeerösterei und das Gewürzmuseum haben hier ihre Heimat. Ein Gebäude-Ensemble, das jeden der hier auch nur ein wenig Zeit verbracht hat dauerhaft in seinen Bann zieht. Eines dieser Opfer ist Holger Sturm. Er kennt die Speicherstadt schon lange: Seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und natürlich zum Tee-Experten absolvierte er bei Hälssen & Lyon, nach einer Zwischenstation im indischen Darjeeling gründete er 1999 seine eigene Teehandelsfirma, das Teehandelskontor Sturm, zur der später noch die InterTee-Handelsgesellschaft kam.
Für ein Konzeptprojekt, das Gastronomie, Teeshop und Showlabor unter einem Dach vereinen sollte bewarb er sich bei der HHLA für eine Fläche in der Speicherstadt. Fünf Jahre liefen die Gespräche, das daraus das Wasserschloss werden würde hatten sich er und sein Team zwar insgeheim gewünscht, aber nicht zu hoffen gewagt. Das Wasserschloss steht seit 1905 zwischen zwei Fleeten auf einer Halbinsel. Nach dem Motto „Genießen unter dem Duft des Tees“ werden Besucher durch verschiedene Themenwelten begleitet. „Unser Ziel ist es, Tee in jeder Form zum Erlebnis zu machen“, sagt Holger Sturm, „Tee ist nach Wasser das beliebteste Getränk der Welt. Im Wasserschloss wird sich alles um dieses Thema drehen“. Unter dem Label „Wasserschloss Speicherstadt“ entsteht Hamburgs erstes Restaurant mit Spezialisierung rund um das Naturprodukt Tee.
Ob schneller Businesslunch an der Bar der Teeküche, gemütliches Beieinandersitzen auf der Sofa-Ecke im Salon oder Sonne tanken auf der Terrasse des Teegartens – die Sitzgelegenheiten sind ebenso vielfältig wie das gastronomische Angebot: Von leckerem Essen über ein ausgefallenes Dessert bis hin zu einem gutem Glas Wein. Wer im „WASSERSCHLOSS Speicherstadt“ seinen Lieblings-Tee entdeckt hat, kann im angegliederten „TEEKONTOR Speicherstadt“ mehr über seine Herstellung und Verwendung erfahren. Und ihn auch gleich kaufen. Denn dort werden die Tee-Liebhaber – oder diejenigen, die es noch werden wollen – von erfahrenen Tee-Kompositeuren bei der Qual der Wahl aus über 250 aromatisch duftenden Mischungen beraten. Wer’s norddeutsch mag, sollte z. B. bei der Kräuterteemischung „Windenwächter“ zugreifen. Sie verdankt ihren Namen den ehemaligen Hafenarbeitern, die das Wasserschloss im 20. Jahrhundert als Wohn- und Arbeitsstätte nutzten.
Durch verglaste Flügeltüren und innen liegende Fenster im Wasserschloss können Besucher jeden Raum des „WASSERSCHLOSS Speicherstadt“ sehen und erleben. Die Teestube gleicht einem gemütlichen Esszimmer mit offener Küche. Hier bereiten Köche unter den Augen der Gäste Speisen mit verschiedenen Teevariationen zu. Neben neuen, modernen Elementen sind viele alte erhalten geblieben: Kopfsteinpflaster und Wandfliesen aus vergangenen Zeiten verzieren den Speisesaal und die Teegalerie. Hier werden in wechselnden Fotoausstellungen Ansichten von Hamburg präsentiert. Bei Sommerwetter lohnt sich der Gang auf den Anleger, um sich ein Dessert wie das Matcha-Tee-Eis zu gönnen. Die schattenspendende Ruhezone mit Blick in Richtung Deichtorhallen gilt zudem als beliebtestes Fotomotiv in der Speicherstadt. Vor allem abends haben die illuminierten Speicherstadtgebäude ihren besonderen Reiz und sind ein idealer Ort für ein romantisches Dinner. In der oberen Etage sind weitere Sitzmöglichkeiten für gesellige Runden in der Teeküche untergebracht, die auch für Teeverkostungen und -schulungen zur Verfügung steht.
Im Salon gibt es eine Sofa-Ecke, in der mit Musik im Hintergrund eine Auszeit genommen werden kann. Das Wasserschloss wurde im Inneren durch Sturm aufwändig renoviert. Um die roten Ziegelsteine der Decken in Speisesaal, Teestube und Küche freizulegen, wurden die Decken mit 5 Tonnen Sand sandgestrahlt. Das Kopfsteinpflaster und die für die damalige Zeit typischen Betonfliesen bleiben erhalten. Sie erstrecken sich vom Teegarten über die Teegalerie und den anliegenden Speisesaal bis hin zum Anleger. Es wurden 7.778 Blöcke aufgearbeitet. Entstanden ist ein echtes Kleinod, was es nicht schwer haben wird sich in die Herzen der Hamburger und Touristen zu schmuggeln.
Gespannt sein darf man auf die Küche von Irina Berggreen. Stationen wie das Haerlin des Vier Jahreszeiten, dem Wattkorn und dem Goldfisch, sowie bei Claudia Poletto machen sie zu einem echten Ass im Ärmel der Tee-Truppe. Und es ist erstaunlich was man mit Tee alles anstellen kann. Neben Kuchen gibt es mit verschiedenen Teesorten geräucherten Fisch oder Fleisch, oder zum Beispiel Gurkensalat mit einer Salatsoße mit Zitronentee. Alles lecker und es soll zu vernünftigen Preisen angeboten werden. Ab Ende August einfach mal entdecken gehen.
.