Kathy Reichs beim Harbour Front Literaturfestival
– eine forensische Anthropologin und Bestsellerautorin
Am 14. September ging das beliebte Harbour Front Literaturfestival in die dritte Runde, und das mit hochkarätiger Besetzung: im Cruise Center liest die Amerikanerin Kathy Reichs, die vielen durch die TV-Serie „Bones – die Knochenjägerin“ ein Begriff ist. Kathy Reichs stellt ihren vierzehnten Krimi mit dem Titel „Fahr zur Hölle“ vor. Moderiert wird der Abend von Margarethe von Schwarzkopf, für die deutsche Übersetzung konnte die Bremer Tatort-Kommissarin Sabine Postel gewonnen werden. Kathy Reichs hat neben ihrer Schriftstellerei auch noch einen „seriösen“ Beruf: sie ist forensische Anthropologin und Professorin an der Universität in North Carolina. Forensische Anthropologen sind die Spezialisten, die zum Einsatz kommen, wenn man Tote identifizieren muß, von denen kaum mehr etwas übrig ist als ein paar Knochen. Reichs war auch im September 2001 bei der Identifizierung von Opfern des Anschlages auf das World Trade Center tätig. Sie hat, neben ihrer Krimis, auch wissenschaftliche Bücher veröffentlicht. Die TV-Serie „Bones – die Knochenjägerin“, basiert auf ihren Romanen.
Bei so vielen unterschiedlichen Aufgaben kann es dann auch schon mal vorkommen, dass Reichs beim Interview im australischen Fernsehen bei der Frage nach der Wunschbesetzung einer Rolle mit „Rex Harrison“ antwortet, was Irritation auslöst – und ihr im nachhinein auffällt, dass sie nicht Rex Harrison, der bereits verstorben ist, sondern Harrison Ford meinte. Heute hat Reichs eine Erkältung, was sie nicht davon abhält, sehr humorvoll auf die Fragen von Margarethe von Schwarzkopf zu antworten. Sabine Postel, die bei der deutschen Übersetzung gleich dreimal über die diffizile Textstelle „tintige Topographie“ stolpert, steht Reichs in Sachen Humor in nichts nach; sie warne Menschen, die sie immer wieder ansprechen und nach einer Rolle als Leiche im Tatort fragen – das sei nicht so einfach wie es aussieht und nichts für sensible Gemüter: man läge stundenlang im kalten Modder, die Szenen in der Pathologie werden in der wirklichen Pathologie gedreht, in der der Leichengeruch in der Luft hängt, und würde man in den Leichen-Schubladen liegen, die übrigens keine Seitenwände haben, könne man dort seine toten Nachbarn sehen.
Reichs neuer Krimi „Fahr zur Hölle“ hat drei Handlungsstränge: die Tote, die in der Tonne gefunden wird, eine Story aus der Vergangenheit, bei der eine Frau vermisst wird, und die Liebesgeschichte des Ex der Anthropologin ihres Romans.
Ein amüsanter Abend in einem etwas kühlen Cruise Terminal, bei dem man nicht genau weiß, ob einen die Stories oder die Kälte vor Ort zittern lassen.