Kraftprotz wird 50

Die Brücke der Fairplay VIII

Große Feier für Schlepper Fairplay VIII

1962 ist in Wilhelmsburg ein kleiner Popeye entstanden. Bei der Buschmann-Werft lief 1962 der Schlepper Fairplay VIII als Kraftprotz mit 600 PS vom Stapel. Die Reederei Fairplay orderte mit dem für damalige Zeiten zugstarken Schiff ein munteres kleines Zugpferd, das lange Jahre in Hamburg auf der Elbe seinen Dienst tat.
In den 60er und 70er Jahren zählte die Fairplay VIII mit seiner Einschrauben-Kortdüse zu den Hightech-Fahrzeugen seiner Art und wurde meist als Assistenzschlepper, für Bergungen und auch für Verschleppungen auf See eingesetzt. Aber der Einsatz immer größerer Containerschiffe war für die Fairplay VIII eine, später zwei Nummern zu groß – die Kraft reichte nicht mehr, und 2002 verlegte die Reederei das Schiff nach Wismar, wo er bis 2009 seinen Dienst tat. Danach gab’s für den Schlepper nichts mehr zu tun, und er stand auf der Verschrottungsliste.
Die Fairplay-Reederei hatte ein Herz für seinen ältesten, mit 24,55 Metern auch kleinsten „Mitarbeiter“ und übergab den Schlepper für den symbolischen Wert von einem Euro an die Stiftung Maritim. Heute präsentiert sich das Schiff mit seinem Liegeplatz im Sandtorhafen immer noch – natürlich grundüberholt und ausgebessert – im Inneren im Stile der 60er. Schon die Kombüse, ausgelegt mit Stragula und der Tisch mit Wachstuch, ist sehenswert. Im Rumpf findet man nach einer steilen Treppe die sechs Kojen der Besatzung, schräg gemütlich in Nussbaum-Optik. Selbstverständlich gab’s und gibt es Sanitärräume, die jetzt dem Stand der heutigen Hygienebedürfnisse angepasst wurden.

Kapitän Frank Arnold hat alles im Blick.

Jetzt, nach der Ausmusterung aus dem aktiven Dienst, hat der schwarz-braun-weiß-gelbe Schlepper seinen Liegeplatz im Sandtorhafen und bietet seitdem als historisches Denkmal Fahrten für jedermann an. Nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen fühlen sich besonders zu dem kleinen Bullterrier hingezogen, vielleicht weil hier zwölf Tonnen Power unterm Kiel zu spüren sind. Fährt der Schlepper alle seine Pferde aus, rauscht er mit schäumender Bugwelle bis zu 11,5 Knoten, das sind gut 21 Stundenkilometer. Dann bekommen nicht nur die Gäste, sondern auch die ehrenamtliche Crew unter den Kapitänen Frank Arnold und Peter Dreyer das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Allerdings hat so eine Schussfahrt auch seinen Preis: Pro Stunde werden dann rund 40 Liter Diesel verbraucht.

Der Schlepphaken

Am 18. und 19. Oktober lädt die Stiftung Maritim zu einer 50-Jahre-Geburtstagsfeier mit geladenen Gästen ein, diese Veranstaltungen sind leider nicht nicht öffentlich. Wer aber mit dem Schlepper mal mitfahren möchte: Bis zu 30 Personen werden mitgenommen, die Karten kosten 30 Euro und sind erhältlich im Büro der Stiftung Maritim telefonisch unter 78 08 17 05. Die Termine für die Fahrten sind beim Stiftungsbüro oder unter www.stiftung-maritim.de zu erfahren. Für das Jahr 2013 hat die Crew große Pläne: Die Glückstädter Matjeswochen, die Kieler Woche und Rostock sowie eventuell eine Fahrt nach Helgoland stehen auf der Wunschliste.
Zur Stiftung Maritim gehören neben dem Schlepper Fairplay VIII die ehemalige Hamburger Staatsyacht Schaarhörn, die gerade 100 Jahre alt gewordene Rennyacht Heti, der immer noch schnelle Lotsenschoner Elbe 5, der Ewer Johanna, der Hochseekutter Landrath Küster, die Barkasse Süderelbe sowie die noch in der Restaurierung befindliche Bleichen, der Kutter Greta, die Barkasse Porto Alegre, der Taucher Flint III, der Eimerbagger Alster, die unglücklich vom Pilz befallene Yacht Artemis und die Hafenbarkasse Meta. Alle diese Schiffe, ob in Fahrt befindlich oder noch zu reparieren, werden von einem eigenen Freundeskreis, also ehrenamtlichen Helfern betreut und betrieben. Mit ihren Mitgliedsbeiträgen, Fachwissen und viel Arbeit werden die Schiffe instand gehalten, die Mitfahrten auf den Schiffen finanzieren den größten Teil der finanziellen Kraftakte.

wn
Fotos wn

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Brücke Fairplay VIII
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Schlepphaken
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Wird im Oktober 50 Jahre alt, der Schlepper Fairplay VIII.