Premiere auf der Plaza
Bleibendes einmaliges Erlebnis
Das Hamburger Theater Festival startet offiziell erst an diesem Sonnabend, doch schon die öffentliche Generalprobe für die Auftaktveranstaltung war ein Highlight: Die Baustelle der Elbphilharmonie bildete am Freitagabend den idealen Rahmen für das„human requiem“ von Johannes Brahms, gesungen vom Rundfunkchor Berlin mit Dirigent Simon Halsey unter der Regie von Jochen Sandig. Dessen Ziel war es, alles Trennende zwischen Publikum und Sängern aufzuheben. Dafür bot die „Plaza“ von Deutschlands berühmtester Baustelle in 37 Meter Höhe ohne jede Sitzgelegenheit, den idealen Rahmen.
Der Intendant des Festivals, Nikolaus Besch, hatte dem Publikum „ein starkes Gefühl von Nähe zur Musik“ versprochen. Und die herausragenden Berliner Sänger lösten dieses Versprechen ein. Als das Konzert beginnen sollte, war zunächst – etwas erhöht – nur der Dirigent zu sehen. Kein Orchester, nur ein Klavier. Aus dem Publikum heraus erklang plötzlich der Gesang, die Sängerinnen und Sänger streiften singend, teilweise sich und die Zuhörer berührend, durch die Menge. Allein, zu zweit oder in Gruppen, keiner konnte sich – wie bei einem frontal aufgestellten Chor möglich – mit seiner Stimme verstecken – und hatte es auch nicht nötig. Die 64 Sänger sind Künstler, jeder mit einer begnadeten Stimme.
Kein Wunder, denn der 1925 gegründete Rundfunkchor Berlin zählt zu den besten der Welt.
Brahms’ Requiem will den Lebenden Trost spenden: Sein Thema ist die Vergegenwärtigung unserer Vergänglichkeit, die Bedeutung des Todes und der Trauer, aber auch deren Überwindung — der Blick bleibt dem Leben zugewandt. In der Form, wie der Rundfunkchor Berlin das Werk den Zuhörern in Hamburg emotional nahe gebracht hat, war es in jedem Fall ein einmaliges Erlebnis und ein tolles „Eröffnungskonzert“ der Elbphilharmonie… DG.