Treudelberger Leviten
Unternehmer kontra Elbphilharmonie
Zum vierten Male hatte Verleger Klaus Schümann zur „Treudelberger Landpartie“ ins Steigenberger Hotel Treudelberg eingeladen. Rund 500 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft folgten dem Ruf des rührigen Verlegers gern und nutzten den Treff zum Austausch nicht nur über Hamburg-Themen. Die „Treudelberger Landrede“ hat stets einen Bezug zur Hansestadt und wird von einer Hamburg nahestehenden Persönlichkeit gehalten. Im September 2012 war dies Dieter Schnabel, der 2011 vom Vorsitz der Helm AG in den Aufsichtsrat des größten konzernunabhängigen Chemiehandelsunternehmen Europas gewechselt war. Schnabel sollte zum Thema „Hamburg aus unternehmerischer Sicht“ referieren, nachdem im Vorjahr Kultursenatorin Barbara Kisseler Hamburg aus kultureller Sicht beleuchtet hatte.
Dieter Schnabel hat die Helm AG 1983 von seinem Vater Hermann übernommen und das Unternehmen Ende der 80er Jahre weg von einem reinen Handelsunternehmen hin zu einer Organisation, die als Auftragnehmer auch für andere Firmen Präparate bis zur Patentreife bringt und vermarktet, umgebaut. Auch dank dieses Strategiewechsels konnte Dieter Schnabel den Umsatz der Firma innerhalb von zwanzig Jahren vervierfachen. Aus der Helm AG mit Hauptsitz in der City Süd wurde ein unabhängiger Händler mit rund 1.300 Beschäftigten in Niederlassungen in über 30 Ländern, der in Chemie, aber auch in den verwandten Bereichen Pharmazie, Pflanzenschutz, Düngemittel und Kunststoffprodukte tätig ist.
Der 66-jährige Unternehmer ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, und so äußerte sich Schnabel unter anderem auch deutlich zum Thema Elbphilharmonie. „Noch ist es Zeit, umzudrehen, aber dazu fehlt es in dieser Stadt an Mut“, sagte er. Für ihn sei es aus unternehmerischer Sicht „ein Muss, den Verlust hinzunehmen und die Sache zu vergessen“. Niemand denke darüber nach, wie die Betriebskosten an 365 Tagen im Jahr gedeckt werden könnten – solle die Elbphilharmonie denn überhaupt irgendwann einmal fertig werden.
Während die überwiegende Zahl der Anwesenden beim Thema Elbphilharmonie deutlich hörbar anderer Meinung war, bekam Schnabel für alle weiteren angesprochenen Themen klaren Beifall: Der Bildung in der Hansestadt sprach der Unternehmer ein großes Lob aus: „Der Außenhandelsplatz Hamburg lebt von den vielen erstklassigen Bildungsmöglichkeiten Hamburgs“, sagte er. Und auch den Straßenverkehr lobte Schnabel: „Vieles lässt sich erst beurteilen, wenn man über den Tellerrand hinausschaut. Die Staus in Hamburg entsprechen dem fließenden Verkehr in Neapel.“ Tadel kam hingegen in puncto Elbvertiefung: Hier erwartet der anerkannte Wirtschaftsexperte eine rasche Entscheidung, damit Hamburgs Hafen seine Bedeutung erhalte. (DG)