Unten Backstein – oben öko
Am Lohsepark wird mit einem grünen Dach gebaut
Man könnte ihn auch Mister Backstein nennen: Bei Oberbaudirektor Jörn Walter haben in der HafenCity andere Materialien keine Chance. So wieder zu sehen bei den Ergebnissen des Architekturwettbewerbes für das Baufeld 71 am Lohsepark. Dort entsteht ein neues gemischtes Quartier mit dem Schwerpunkt auf Wohnen. Das zweite große Bauvorhaben zwischen der Shanghaiallee und dem künftigen Park bietet auf rund 22.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche Platz für vielfältige Nutzungskonzepte, darunter familiengerechtes Wohnen, Mehr-Generationen-Wohnen und autoarmes Wohnen. Von den geplanten circa 160 Wohnungen sind 38 gefördert.
Der auf dem Dach und im Innenhof begrünte Block wird nach den Standards des HafenCity-Umweltzeichens in Gold geplant, Baubeginn: 2013. Vertreten durch Conplan/Stattbau prägt die große Baugemeinschaft Dock 71 GbR das zweite große Bauvorhaben auf dem Baufeld 71 mit und setzt auf Konzepte zur nachhaltigen Mobilität. Zudem sind, wie in der HafenCity üblich, in den Erdgeschossen publikumswirksame Nutzungen geplant, unter anderem eine Kindertagesstätte, Läden und einzelhandelsbezogene Dienstleistung. Auf der Dachfläche entstehen teilweise begrünte Terrassen. Ein grüner Innenhof wird mit einem Außenbereich für die Kita verbunden. Zu dem Architekturwettbewerb waren zwölf Architekturbüros aus Deutschland eingeladen. Jeweils vier der teilnehmenden Büros bearbeiteten einen der drei Teilbereiche – die Gestaltung des Innenhofes wird jetzt Gegenstand eines Workshops mit Landschaftsplanern. Die Jury unter dem Vorsitz des Hamburger Architekten Jürgen Böge hat – auch unter Mitwirkung von politischen Vertretern und Bewohnern der HafenCity – für jeden Bereich einen ersten Preis vergeben. Jörn Walter: „Das alltägliche Wohnen in der HafenCity zu höchsten sozialen und architektonischen Qualitäten zu führen, ist das Grundanliegen der gekürten Wettbewerbsarbeiten von Dinse Feest Zurl, HEIDENREICH & SPRINGER sowie Siebrecht Münzesheimer Architekten/BOF Architekten. Nach außen integrieren sich die Gebäude mit ihrer Backsteinarchitektur, den erdgeschossigen Bezügen zum Park und den angrenzenden Straßen hervorragend in die städtebauliche Nachbarschaft. Im Inneren bietet ein großzügiger Hof hervorragende private Aufenthaltsqualitäten. So kann das Wohnen in der Innenstadt richtig gut funktionieren!“ Zu Verwirrung kam es zwischen den Vertretern der Baugemeinschaft und dem Oberbaudirektor: Diese hatten ursprünglich einen öffentlich begehbaren Park auf dem Dach der Häuser planen wollen – um einen Akzent unter den noch selten intensiv genutzten Dächern der HafenCity zu setzen. Die Bürokratie verhinderte das Vorhaben – und Jörn Walter zeigte sich verblüfft, da er eigentlich ein solches Vorhaben begrüßen würde. Es wurde Nachabstimmung vereinbart.
Im Übrigen erwähnte Jürgen Bruns-Berentelg, dass man nicht die gleichen Fehler machen wolle wie am Kaiserkai, sondern dass man gelernt habe und Wohnen in den Erdgeschossflächen von vornherein unterbinden wolle. Dorothea Heintze von der beteiligten Baugemeinschaft: „Unsere Baugemeinschaft ist eine große, bunt gemischte Gruppe: Alt und Jung, alternativ und konservativ, manche besitzen ein Auto, andere nicht. In dieser Zusammensetzung, die die gesellschaftliche Realität widerspiegelt, möchten wir das Leben in der HafenCity bereichern.“ Gleich ein weiteres Wohnbauvorhaben wurde nur eine Woche später vorgestellt. Im Quartier Am Sandtorpark / Grasbrook entsteht direkt südlich des künftigen grünen Spielparks ein Gebäude mit einer bemerkenswerten Nutzungsvielfalt aus Wohnungen, u.a. mit einer Baugemeinschaft und geförderten Mietwohnungen, Ateliers, studentischen Wohnungen, einer Kindertagesstätte, einem Biorestaurant und Geschäften im Erdgeschoss. Der ungewöhnliche Grundstückszuschnitt sorgte für einen spannenden Architekturwettbewerb.