Loretana de Libero, für Hamburg-Mitte in der Bürgerschaft

Loretana de Libero am Sandtorhafen
Loretana de Libero am Sandtorhafen

Vor Ort im Gespräch

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind die Felder, auf denen Prof. Dr. Loretana de Libero (SPD) sich bewegt. Die Historikerin (47), deren oberster Dienstherr der Bundesminister der Verteidigung ist, rückte in diesem Jahr als Nachfolgerin des jetzigen Bezirksamtsleiters Andy Grote in die Hamburger Bürgerschaft nach. Als Direktabgeordnete vertritt die politische Quereinsteigerin und Expertin für Alte Geschichte, die auch Bücher wie „Politische Praktiken im Senat und in der Volksversammlung der ausgehenden römischen Republik (70–49 v. Chr.)“ schreibt, ihren Wahlkreis. Als Deputierte in der Innenbehörde zu Zeiten des „bayerischen“ Innensenators Nagel gewann die in Bremerhaven geborene Hanseatin Einblicke in die politischen Entscheidungen Hamburgs. „Ich wollte nicht nur alle vier Jahre Kreuze machen, sondern auch aktiv mitgestalten“, so beschreibt sie ihre Motivation, „es ist eine enorme Verantwortung, die man als gewählte Abgeordnete trägt.“ Und ungewohnt ist es auch, sagt Loretana de Libero.

Als Historikerin ist sie es gewohnt, zu beobachten und dann Sachverhalte sehr ausführlich auf der sachlichen Ebene zu bewerten. Als Politikerin dagegen muss sie Fakten sehr schnell analysieren und diese für sich kurz und pointiert aufbereiten. Anders als bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit muss sie auch die emotionale Seite von politischen Entscheidungen berücksichtigen. Zusätzlich zu ihrer Arbeit in den Ausschüssen für Wissenschaft, Justiz und Gesundheit hielt sie ihre erste Rede in der Bürgerschaft zu dem Thema, ob eine Seilbahn über die Elbe wirklich sinnvoll ist. „Wollen wir wirklich eine Attraktion nach der anderen haben? Wir sollten lieber bestehende Projekte zu Ende bringen, wie zum Beispiel die Elbvertiefung und den Bau der Elbphilharmonie, bevor wir wieder was Neues anfangen“, argumentiert sie. Für die toleranten Bewohner von St. Pauli sei das Thema sehr problematisch, schließlich sei ein Vorhaben, das zum Beispiel den Bau einer 100 Meter hohen Stütze im alten Elbpark erforderlich macht, nicht zu vergleichen mit anderen Projekten in dem lebendigen Stadtteil. Und ob die Gewerbetreibenden auf St. Pauli wirklich mehrheitlich für eine Seilbahn sind, zweifelt sie an, denn gerade mal knapp zehn Prozent der Befragten haben sich an der Umfrage der Handelskammer beteiligt. Die Frau, die dem Klischee des Parteifunktionärs so gar nicht entspricht, plant zurzeit, ihre regelmäßigen Bürgersprechstunden nicht nur in ihrem Abgeordnetenbüro auf St. Pauli zu führen. Sie macht sich auf den Weg auch in andere Stadtteile. Dafür sucht sie unter anderem in der HafenCity entsprechende räumliche Möglichkeiten, die auch einen behindertengerechten Zugang ermöglichen. (CF)

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Tel. 040.79 69 39 08