Logistik ist kein Selbstgänger
Tag der Nordlogistik 2012 – Konkrete Forderungen an die Politik: die Nordrolle
„Wenn die Länder Nordeuropas weiterhin wirtschaftlich so erfolgreich sind wie bisher, bricht im Norden Deutschlands schon bald der Verkehr zusammen und viele Arbeitsplätze werden gefährdet“, so die Prognose der Transport- und Logistikverbände Hamburgs und Schleswig-Holsteins. Beim zweiten Tag der Nordlogistik übergeben die Veranstalter, darunter der Verein der Hamburger Spediteure und der Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein, dem Parlamentarischen Staatssekretär Ferlemann die sogenannte Nordrolle. Mit diesem Papier fordern die Norddeutschen Unternehmensverbände die kurz- und mittelfristige Beseitigung von Engpässen in der Infrastruktur und von Hemmnissen in der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ausländischen Anbietern. „Es muss nicht wundern, dass ausländische Lkw mit vollen Tanks durch Deutschland fahren, ohne hier den teuren Sprit zu tanken“, erläutert Peter Boyens, Präsident des Unternehmensverbandes Logistik S/H, die Forderung nach Einführung eines verbilligten Truckdiesels. „Die hohen Spritkosten in Deutschland verzerren den internationalen Wettbewerb.
Die Insolvenzrate ist bei den von Mittelständlern geprägten Markt dramatisch.“ Die jetzt schon erheblichen Engpässe in der Infrastruktur – wie die marode Köhlbrandbrücke oder die mangelnden Elbquerungen – machen neue Lösungen und neue Finanzierungsmodelle erforderlich, und so fordert das Netzwerk, „die Finanzierung solcher Projekte als Partnerschaft zwischen der öffentlichen Hand und privaten Investoren zu prüfen“. Mit der Umsetzung ihrer Forderung nach einem unverzüglichen Baubeginn der Elbvertiefung werden die Unternehmer allerdings noch etwas warten müssen, denn nachdem nun auch Niedersachsen der Vertiefung der Unterelbe zugestimmt hat, haben Umweltverbände bereits Klagen angekündigt. „Nicht alle Lösungen unserer Probleme kosten Geld“, so Michael Gröning. Der Unternehmer mit Sitz in Lübeck fordert Kreativität und „good will“ von den Politikern und setzt sich für eine Änderung der Feiertags- und Sonntagsfahrverbote ein, ohne diese abschaffen zu wollen. „Eine Verkürzung des Sonntagsfahrverbotes von 22 auf 18 Uhr würde bereits dringend erforderliche zusätzliche Transportzeiten schaffen und so zu einer verbesserten Verteilung des Lieferverkehrs beitragen.“ Mit ihren gemeinsamen Forderungen will die Nordlogistik erreichen, dass der Bund die Infrastruktur der Verkehrsdrehscheibe Nordeuropas angemessen finanziert und nicht nur Projekte im Süden Deutschlands als vorrangig bewertet. Bei der Hamburger Politik sind die Appelle an diesem Wochenende aber wohl nicht angekommen. Trotz zahlreicher Einladungen waren nur Politiker aus Berlin und aus Schleswig-Holstein in der Imtech Arena. (CF)