Tagebuch eines außergewöhnlichen Katers
Die HafenCity-Abenteuer des Jimmy F.
Was bisher geschah: Während es draußen wieder kalt wird, entbrennen in Jimmys Wohnung hitzige Diskussionen. MaMa (Abk. für: Mach Mal nicht so viel Stress) wirft Jimmy vor, dass er egoistisch und egozentrisch sei. Jimmy, der die Ansicht vertritt, dass sich die Sonne um ihn dreht, fühlt sich unfair behandelt. Am liebsten würde er zu seiner Lebensberaterin Madame Madame Mauvais (MaMaMa) laufen und ihr auf hohem Niveau etwas vorjammern, aber sie ist nicht da. Vermutlich geht sie nicht ans Telefon, weil er seine letzte Lebensberatungsrechnung nicht bezahlt hat. Jimmy fühlt sich einsam.
MaMa wirft mir vor, dass ich immer im Mittelpunkt stehen will und an nichts anderes denke als an mich selbst. Das finde ich ungerecht, und ich bin nicht bereit, mir das gefallen zu lassen. Um mich zu entspannen, setze ich mich erst einmal vor unseren bodentiefen Spiegel und betrachte den wunderbaren, intelligenten und schönen schwarzen Kater, der darin wohnt, stundenlang. Endlich fühle ich mich kräftig genug, MaMa und ihren unsinnigen Vorwürfen entgegenzutreten. Schade, sie ist noch nicht zu Hause. Ich nutze die Zeit, gehe an meinen Tablet-PC und gebe nur so aus Spaß „einsame Tiere“ als Suchbegriff ein. Ich suche Argumente, die meinen Standpunkt in der Mitte von MaMas Universum stärken. Plötzlich bricht meine kleine und gemütliche Welt zusammen: Es gibt Tiere, die kein Zuhause haben. Hunde und Katzen, die keiner haben will. Süße Welpen, die hergestellt werden, um sie im Kofferraum eines Wagens durch Europa zu fahren und sie mit Profit zu verkaufen. Verletzte Hunde, die nur deswegen überleben, weil sie aus dem Ausland eingeflogen und hier behandelt werden. Katzen, denen kein Mensch den Bauch krault. Vermutlich hat die Frau, deren Miete ich bezahle, Recht. Mir geht es gut, vielleicht zu gut. Bis jetzt habe ich gedacht, dass es ein Gesetz gibt, das Menschen verpflichtet, Tiere in ihre Familien aufzunehmen, für sie zu sorgen und ihnen stundenlang den Bauch zu kraulen. Dass MaMa und ihre Freunde, die mit uns Vierbeinern zusammenwohnen, es freiwillig tun, hätte ich nie gedacht. Ich denke nach und bespreche das Problem mit dem schlauen Kater, der im Spiegel wohnt. Schnell sind wir uns einig: Eine weitere Katze in meinem Haushalt ist keine Lösung. MaMa wäre damit überfordert, und die Geldmittel, um weitere Assistentinnen einzustellen, die meine Mit-Katze bespielen, haben wir nach meinen letzten Shoppingtouren nicht. Ich brauche fachliche Hilfe und ein Notfalltelefon. Die nette Frau bei der Tierseelsorge empfiehlt mir, mich aktiv für die Hilflosen einzusetzen und bietet mir an, dass ich probeweise mit einem Hund spazieren gehe. Nächste Woche bin ich zum ersten Mal mit Finja verabredet. Sie ist ein Bolonka Zwetna, zehn Zentimeter kleiner als ich und dankbar für ein bisschen Zuwendung. Langsam bereite ich mich auf meine neue Rolle vor: Ich werde ihr Held!
Ich bin so beeindruckt, dass ich müde werde. Schnurr … JF