Der Ankömmling
Gedicht des Monats
Da pocht er plötzlich laut an meine Türe
und will hinein. Wohl, weil es draußen friert.
Dass er heut’ eintrifft, stand in der Broschüre.
Ach, hätte ich es mir doch bloß notiert!
Der arme Kerl. Nun sieh’ doch, wie er zittert.
Mach ich ihm auf? Er wird mir schon nichts tun…
Wie er so dasteht, wirkt er ganz zerknittert.
Das kommt bestimmt von diesem langen Ruh ‘n.
Zusammen schlief er über fünfzig Wochen.
Da liegt sich schon so manche Falte ein.
Und ich hab’ nichts im Haus für ihn zum Kochen.
Warum schaut er auch grad am Sonntag rein?!
Ein ganzes Jahr lang hätte Zeit bestanden,
dass er sich einen andren Tag bestimmt.
Doch nein, der Herr muss sonntags bei mir stranden.
Bloß wegen der Geburt von so ’nem Kind.
Als wenn nicht auch an andren Wochentagen
geboren würde. Auch in Bethlehem!
Doch dieser Herr Advent lässt sich nichts sagen.
Gott, soviel Sturheit ist schon arg extrem!
Da kann man doch gar nicht besinnlich werden,
wenn einer Dich stets sonntags überfällt.
Und hinterher kommen dann die Beschwerden,
dass man zu den Besinnungslosen zählt.
Doch nicht mit mir! Ich lass’ ihn draußen stehen.
Für ihn bleibt meine Türe heute zu!
Soll doch der Herr Advent zum Kuckuck gehen.
Dann hab’ ich gleich bis Ostern vor ihm Ruh‘!