Wat mutt dat mutt
Infoveranstaltung im Kesselhaus
Es war nicht nur die Neugier auf die kommenden Bauabschnitte sondern auch eine gewisse Sorge, die die über zweihundert Anwohner und Gewerbetreibenden an einem kalten und ungemütlichen Montagabend ins Kesselhaus geführt hatte – Rekordbeteiligung! Die Themen die schon früh für ein volles Haus gesorgt hatten waren vorher schon klar: Der Neubau der Sandtorhafenklappbrücke, der Verkehr, die Einzelhandelssituation und Veranstaltungen. Was nicht klar war, bei welchem Thema sich die Gemüter am meisten erhitzen würden. Doch zunächst ging es im geschickt gestalteten Vortrag von HafenCity Hamburg GmbH Geschäftsführer Jürgen Bruns-Berentelg um das gewohnte Feuerwerk an Highlights die das Jahr 2014 für die HafenCity bringen wird. In diesem Jahr geht es wieder richtig rund auf den Baustellen: Fast überall werden im Laufe des Jahres die Baukräne aus dem Boden wachsen, es wird gebaggert und gebaut was das Zeug hält. Von West nach Ost: Neben dem Grasbrookpark und dem Unileverhaus wird mit dem Bau der Engel & Völkers-Zentrale begonnen – einer der Hochpunkte am Strandkai mit einem Turm ähnlich dem des Marco-Polo-Towers. Auf der anderen Seite des Parks beginnen die Arbeiten am dort geplanten Wohngebäude. Der Strandkai selbst wird erst nächstes Jahr in Angriff genommen, dieses Jahr bleibt den Bewohnern des Dalmannkais noch der freie Blick auf die Elbe erhalten. Im Überseequartier etwas weiter nach Osten passiert wenig. Der Cinnamon-Wohnturm wird fertig gestellt, das Strom und Hafenamt aber erst 2015 umgebaut. Hier sollen dann – unter der Federführung von Karl-Heinz Hollmann vom 25hours nebenan – auch Flächen für einen kleinen Wochenmarkt entstehen. Noch weiter im Osten gehen der Erweiterungsbau der Gebrüder Heinemann und die Firmenzentrale von Marquart & Bahls in die aktive Phase über.
Rechts neben dem Prototyp ist schon mit den Tiefbauarbeiten für das große Baufeld mit Wohnungen und Einzelhandel am Lohsepark begonnen worden. Hier entstehen auch die ersten geförderten Wohnungen. Rund um die HCU, die im April bezogen werden wird, geht es weiter. Das „Intelligent Quarter“ – der Name hat Bestand trotz dass die KLU, die hier ursprünglich ihr Quartier beziehen sollte an den Großen Grasbrook gezogen ist – wird mit Wohnungen und Büros die herausragende Ecke in 1A-Lage besiedeln. ECE hat hier einen hervorragenden Blick auf das Biotop des südlichen Überseequartiers in dem sich laut NABU schon seltene Vögel ansiedeln. ECE selbst wird wohl nicht als Retter in Erscheinung treten, Jürgen Bruns-Berentelg sprach bei einer Anwohnernachfrage von ausländischen Joint-Venture-Partnern mit denen ernsthafte Gespräche geführt werden würden. Hinter der HCU beginnen die Arbeiten am ersten Komplex am Baakenhafen. Das Jufa-Hotel sowie erste Wohnungen sollen dort entstehen. Weiter im Baakenhafen gehen die Vorbereitungen und Infrastrukturarbeiten weiter, für den Schuppen 29 soll dieses Jahr auch der Betreiber gefunden werden. Und natürlich: Die Arbeiten am Lohsepark gehen weiter. Eine ganze Menge an Arbeit, die die HCH hier bewältigen muss und ebenfalls eine Menge an Baustellenverkehr, der auf die HafenCity zukommt – zumal die Aufstellung der Bauarbeiten noch nicht einmal vollständig ist. Eines der Projekte die in der vorherigen Aufstellung fehlten, bildete dann auch den Auftakt des zweiten Teils der Veranstaltung, für den sich Bruns-Berentelg die kontroverseren Themen aufgespart hatte. Die Erneuerung der Klappbrücke über den Sandtorhafen steht schon seit Jahren auf der Agenda – dringend notwendig, aber nicht minder von den Anliegern an der Elbphilharmonie mit Schrecken erwartet. Insgesamt ein Jahr soll die Sperrung der Brücke andauern, mit Beginn im Juni. Der Dalmannkai wird während dieser Zeit zur Sackgasse, sämtlicher Lieferverkehr sowohl zur Baustelle der Brücke, zur Elbphilharmonie und der der dortigen Anlieger muss in die Straße hinein und wieder hinaus. Vor der Elbphilharmonie soll deshalb ein Wendehammer entstehen. Francesco Potenza vom Carls – stellvertretend für viele Anlieger – war von diesen Aussichten nicht begeistert, bedeutet es doch, das neben dem Wegfall von einem Großteil der Mittagstischkunden auch die Außengastronomie durch wendende LKW beeinträchtigt werden wird.
Doch letztlich konnte ihm keiner wirklich helfen – „Wat mutt dat mutt“ gilt letztlich für den Bau der Brücke, der Zeitpunkt an dem man eine derartige Aktion ohne Kollateralschaden hätte bewerkstelligen können ist inzwischen schon einige Jahre vorbei. Letztlich muss man die Daumen drücken, dass die Bauzeit wirklich bei den anvisiertem Jahr bleibt: Das Beispiel der Ericusbrücke zeigt, das aus angekündigten Bauzeiten auch mal die doppelte oder dreifache Zeit werden kann – und die Brücke ist immer noch nicht fertig. Für etwas Entsetzen sorgte dann noch die Aussage, dass auch nach dem Umbau die Öffnungszeiten nicht wesentlich beschleunigt sind. Einen Großteil der Zeit wird für die Räumung der Brücke benötigt, da hilft auch ein schnellerer Motor nicht. Schlechte Aussichten für die Schiffe im Traditionsschiffhafen. Das Thema der Brücke wird die HafenCity noch einige Zeit begleiten. Weiteres Reizthema auf der Veranstaltung: Der öffentliche Nahverkehr, sprich die Anbindung mit Bussen. Ein Dauerbrenner, der vor allem ältere und bewegungseingeschränkte Menschen auf die Palme bringt. Der Weg zur U4 ist weit und nicht immer bequem, der Fahrstuhl ist nicht gut erreichbar und die Rolltreppen funktionieren nicht immer. Gerade die Anwohner an der Elbphilharmonie werden jetzt doppelt bestraft. Mit dem Wegfall der Brücke fällt der Weg zur U3 oder zur Haltestelle Elbphilharmonie der 111 buchstäblich ins Wasser. Schlechte Aussichten und die Aufforderung an den HVV Gnade vor wirtschaftlichen Erwägungen walten zu lassen. In der Erregung über den Busverkehr gingen dann alle weiteren Themen unter. Man hätte eigentlich erwartet, das zehn Tage Ducksteinfestival zu mehr Diskussion führen – kurz vor 22 Uhr fand es keine Aufmerksamkeit mehr. Ebenfalls nur am Rande konnte man die Kapitulation der HCH vor der Situation im Einzelhandel wahrnehmen. „Der Wandel im Handel“ habe eben auch die HafenCity erwischt – Hamburg ist da nicht die einzige europäische Großstadt die mit diesen Problemen zu kämpfen habe. Am Beispiel Lyon zeigte Jürgen Bruns-Berentelg die Schwierigkeiten öffentlichkeitsbezogener Erdgeschossnutzungen auf. Zugeklebte Schaufensterflächen allenthalben – keine guten Aussichten für den Einzelhandel in der HafenCity.