Feuer und Flamme für Olympia?

Begeisterter Empfang der Olympiamannschaft aus London
Begeisterter Empfang der Olympiamannschaft aus London

Die Stimmung in Hamburg ist eindeutig zweideutig

Entgegen dem landläufigen Urteil über die kühlen Nordlichter sind Hamburger begeisterungsfähig – besonders, wenn es um das Wasser, ihre Stadt und die Möglichkeit geht, anderen Menschen die „schönste Stadt der Welt“ präsentieren zu dürfen. Das zeigt sich immer wieder, beispielsweise beim Hafengeburtstag, bei den Cruise-Days, beim Einlaufen der Queen und auch beim Marathon und Triathlon. Ein Ruck ging durch die Stadt, als es 2003 darum ging, die Stadt für die Olympiade 2012 zu präsentieren. „Feuer und Flamme“ war nicht nur ein Motto, es war tatsächlich gelebte Leidenschaft, zuletzt sichtbar bei der Rückkehr der Olympioniken 2012 aus London mit der MS Deutschland. Jetzt steht die Frage nach einer Olympiabewerbung Hamburgs wieder an – und laut einer repräsentativen Meinungsumfrage der Initiative Markt- und Sozialforschung gibt es diese Begeisterung in der Stadt noch immer; zwar mit Einschränkungen, aber prinzipiell schon. Fast drei Viertel (73%) der Hamburger Bürgerinnen und Bürger würden die Olympia-Bewerbung ihrer Stadt begrüßen, jeder Dritte (33%) findet diese Initiative sogar „sehr gut“. Würde Hamburg den Zuschlag für die Olympischen Spiele erhalten, würde dies 69 Prozent der Hamburger mit Stolz erfüllen, gut jeder Dritte (35%) wäre sogar „sehr stolz“.

Die damaligen Pläne für das Olympiagelände
Die damaligen Pläne für das Olympiagelände

Bei den Finanzen sind die Hamburger aber vorsichtig geworden: Geht es um die Finanzierung der Olympischen Spiele, sind 73 Prozent der Hamburger der Auffassung, die Ausrichtung der Olympischen Spiele koste die Stadt zu viel Geld. Fast ebenso viele stimmen der Aussage zu, das Geld, das Hamburg für Olympia ausgebe, solle lieber in andere Projekte fließen, jeweils ein Drittel stimmt hier „voll und ganz zu“. Aussagen, die sich widersprechen, aber eher die Verunsicherung der Bevölkerung durch schiefgegangene Großprojekte wie die Elbphilharmonie spiegeln als die beiden Ergebnisse aufheben. Die Parteien in Hamburg bewerten das Ergebnis der Umfrage unterschiedlich: SPD-Sportexpertin Juliane Timmermann wertet die Umfrage als Bestätigung von Senat und Bürgerschaft. „Die Bürgerinnen und Bürger sehen die großen Chancen einer Olympia-Bewerbung, blenden aber auch die Risiken nicht aus. Genau mit diesem Ansatz hat die Bürgerschaft mit den Stimmen von SPD, CDU, Grünen und FDP den Senat mit einem Faktencheck beauftragt. Der Senat arbeitet solide an der Beantwortung der Fragen von Bürgerschaft und DOSB – und stimmt sich dabei eng mit den Bürgerschaftsfraktionen ab. Das ist der richtige Kurs, so erreicht man breite Akzeptanz für die Ergebnisse. Am Schluss sollen ohnehin die Hamburgerinnen und Hamburger das letzte Wort zu einer Olympia-Bewerbung haben – genau, wie wir es versprochen haben.“

Die Deutschland kehrt aus London zurück
Die Deutschland kehrt aus London zurück

Die Linken lehnen eine Olympia-Bewerbung Hamburgs mit der Begründung ab, dass bei einem Zuschlag Milliardenkosten, jahrelange Bauarbeiten, Umweltschäden, Mieterhöhungen, Verdrängung von AnwohnerInnen und eine Vertiefung der sozialen Spaltung auf Hamburg zukämen. „Bei der geplanten Volksbefragung, auf die auch 84 Prozent der Befragten bestehen, wird sich zeigen, ob die Hamburgerinnen und Hamburger nach der Elbphilharmonie weitere Kostenexplosionen in olympischen Ausmaßen in Kauf nehmen wollen“, so Sudmann. Eine erfolgreiche Olympia-Bewerbung würde das Gesicht Hamburgs an der Elbe gegenüber der HafenCity fundamental ändern und bietet die Chance, den lang versprochenen Sprung über die Elbe nachhaltig zu vollziehen. Eine Aufgabe, die bei der jetzigen Geschwindigkeit noch Generationen dauern dürfte, würde innerhalb weniger Jahre vollzogen werden – eine Chance, für die es sich lohnen sollte, Kredite aufzunehmen.