Über den Schatten und nicht über die Klinge springen
Plädoyer für einen fairen Umgang mit der MS Stubnitz
Es ist schon ein wenig seltsam, aber auch ein typisches Stück Hamburger Bürokratiekultur: Selten einhellig unterstützen Kultursenatorin, Bezirk und die HafenCity Hamburg GmbH das Anliegen der Stubnitz um einen gesicherten Liegeplatz am Kirchenpauerkai, ausreichend Fürsprecher sollte man meinen, um wenigstens einmal etwas schnell zu entscheiden, und doch ist es um das Ansinnen der Stubnitz schlecht bestellt, denn eine auf Autopilot laufende Behörde macht dem gemeinsamen Streben aller anderen Instanzen einen Strich durch die Rechnung. Die Hamburg Port Authority, kurz HPA, hat ein Problem mit der MS Stubnitz und besteht darauf, dass geltende Vorschriften die Stubnitz nicht als aktives Seeschiff kategorisieren und dass sie somit auch nichts auf Liegeplätzen für Seeschiffe zu suchen hätte – basta! Grundproblem dabei ist, wie an vielen Stellen, der diffuse Kompetenzübergang zwischen den einzelnen Stellen. Baakenhafen und die Baakenhöft sind schon in die Hoheit des Bezirkes bzw. des Sondervermögens Stadt- und Hafen in Form der HCH übergegangen, die Kirchenpauerkaikante wird gerade auf Kosten des Sondervermögens renoviert. Das Sagen darüber, was auf dem Wasser vor dem Kai passiert, will aber die HPA haben – seltsame Konstruktion, würde dies doch bedeuten, dass unter Umständen nie wieder Schiffe an dem Kai anlegen, wenn die jeweils andere Seite Schiffen verweigert, hier anlegen zu dürfen. Hier sollte eigentlich Klarheit geschaffen werden: Wenn schon nicht derjenige das Sagen hat, dem der Kai bzw. das Kaigrundstück gehört, sollte es zumindest ein paritätisches Mitspracherecht geben. Über kurz oder lang muss die HPA sich eh vom Kirchenpauerkai zurückziehen, denn anzunehmen, dass hier nach Bezug der in unmittelbarer Nähe geplanten Wohngebäude noch Frachtschiffe festmachen dürfen, ist eine Illusion. Also doch lieber Jens Meier und Wolfgang Hurtienne: Vergesst doch mal an dieser Stelle alle Vorschriften und Prinzipienreiterei und springt über euren Schatten, es tut keinem weh und in ein bis zwei Jahren kann man am Kirchenpauerkai sowieso nur noch Schiffe wie die Stubnitz festmachen lassen. Und die Befürchtung von Hafensenator Frank Horch, dass die Stubnitz als Präzedenzfall für alle möglichen Sündenfälle im Hafen gesehen werden könnte, ist auch eher Makulatur. Es gibt weder genügend Schiffe noch genügend Verrückte, die so etwas wie die Stubnitz wiederholbar machen könnten.