Der Syndikat-Killer und der Sturm – ein Krimi Noir
Buchtipp
„Ich gehe nach draußen. Der Himmel ist eine brodelnde Mischung aus Schiefer, Kohle und Zinn, der Wind peitscht die Palmenwedel und fegt den Abfall durch die Straßen. Die Luft ist elektromagnetisch aufgeladen, umschließt mich bleischwer, als wäre ich plötzlich unter Wasser in einer versunkenen Stadt. Ich verriegle die Tür und lasse die Jalousien herunter. Sage jault.“
Das Leben des Auftragskillers Roy Cady ändert sich abrupt, als er erfährt, dass er unheilbar an Lungenkrebs erkrankt ist. Als sein Boss ihn abends umbringen lassen will, kann er nach einer blutigen Auseinandersetzung flüchten – mit ihm ein junges Mädchen, das als Prostituierte arbeitet. Mit ihr und ihrer kleinen Schwester fahren sie nach Galveston, einer kleinen texanischen Hafenstadt. In dem schäbigen Motel, in dem sie absteigen, lernen sie schnell ihre anderen Mitbewohner kennen; Gestalten, die vom Leben links liegen gelassen worden sind und die niemand mehr haben will.
Kann Roy hier in Ruhe sterben? Und kann das Mädchen an diesem Ort ihr Leben wieder in den Griff bekommen? Eines Tages wird Roy von seiner Vergangenheit eingeholt …
„Ich werfe Sages Spielzeug in Richtung Land und drehe mich um, um meine schiefen Fußabdrücke zu begutachten. So gebeugt, wie mein Nacken und mein Rücken mittlerweile sind, würde man niemals glauben, dass ich einmal gut eins neunzig hoch aufragte. Immerhin, die Klappe auf meinem linken Auge verleiht mir eine oberflächliche Ähnlichkeit mit den Piraten, die einst die Küste beherrschten. Mein Schatten, der vor mich fällt, ist verdreht genug, um zu einem mutierten Krustending zu gehören, das aus den Fluten gekrochen, aus der Geschichte gefallen und ins Abseits getorkelt ist.“
Mit dem Syndikats-Killer Roy Cady hat Autor Nic Pizzolatto einen Antihelden geschaffen, der sich, mit dem eigenen Tod konfrontiert, seines Lebens erst richtig bewusst wird. „Galveston“ besticht durch eine klare Sprache und wunderbare Beschreibungen von Umgebungen und Personen. Skurrile Gestalten, wie der gespenstisch aussehende Drogendealer, die geheimnisvolle Familie, deren Mutter nie das Motelzimmer verlässt oder die beiden alten Schwestern Nonie und Dehra, die alle im Motel wohnen, fügen sich in die trostlose Szenerie des Ortes und des tosenden Ozeans ein. „Galveston“ ist Melancholie, Traurigkeit, Brutalität und Schönheit in einem.
„Galveston“ von Nic Pizzolatto ist am 13. August 2014 bei Metrolit erschienen, 256 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 16 Euro