Gemüse vom Dach
Herbst im Land der leeren Dächer
Wer von oben auf die HafenCity schaut, wird vieles sehen – nur nicht grüne Dächer wie so häufig in Hochglanzprospekten propagiert. Trotz des erklärten Willens und blumiger Worte, die Realität auf den Dächern der HafenCity sieht eher grau als grün aus, selbst da, wo die Hausgemeinschaft wenigstens versucht, ungenutzte Dachbereiche zu begrünen, geht es häufig über einzelne traurige Blumentöpfe nicht hinaus. Meist liegt es nicht daran, dass der Wille fehlt, viel häufiger sorgen die auf dem Dach vorgefunden Umstände für ein Scheitern des Versuches, das eigene Dach ein wenig weniger trist zu gestalten. Meist beginnt es mit ganz einfachen Überlegungen: Wo kommt das Wasser her? Wer gießt? Welche Töpfe? Woher die Erde? Viele Dachterrassen und Flächen in der HafenCity werden von den ganzen Hausgemeinschaften genutzt, Einzelinitiativen können auf Zustimmung, aber auch auf Ablehnung stoßen. Wie groß dürfen Töpfe sein ohne die zulässige Last zu überschreiten? Welche Pflanzen eignen sich im windigen Klima der HafenCity, welche nicht? In der Summe führen die vielen Fragen meist dazu, dass das Grün auf den Dächern meist den Namen nicht verdient und Pionierpflanzen auf den Flachdächern erfolgreicher sind als der Hafengärtner.
Manche der Hindernisse lassen sich nur schwer beseitigen. Ein fehlender Wasseranschluss auf dem Dach ist meist nicht nachzurüsten, in warmen Sommern wie dem vergangenen führt der Weg aufs Dach mit gefüllten Gießkannen meist mehrfach am Tag schnell zu Verdruss. Auch der Postbote ist nicht besonders begeistert, wenn er einem politisch korrekten autolosen Haushalt eine halbe Tonne Blumenerde aus dem Versandhandel liefert. Sind beim Bau keine Pflanztröge auf dem Dach vorgesehen worden, sind zum Beispiel Pflanzsäcke eine gute Wahl für das Dachgeschoss: Diese gibt es auch in Designerqualität, beispielsweise der Bacsac in den unterschiedlichsten Größen bis hin zu mehreren hundert Liter umfassenden Beeten. Pflanzsäcke haben den Vorteil des geringen Gewichtes und der leichteren Transportierbarkeit dank meist vorhandener Henkel. Hochwachsende Gewächse sollten nur an windgeschützten Stellen aufgestellt werden, auf besonders durstige Pflanzen sollte man verzichten. Viel Wind trocknet die Erde schnell aus, trockene Erde bietet weniger Halt für Wurzeln – ruck, zuck befindet sich die Pflanze auf Entdeckungstour durch die HafenCity. Zu hohe Erwartungen sollte man nicht haben, aber mit ein wenig Geduld und Durchhaltevermögen lassen sich auch Ernteerfolge erzielen. Das Beispiel eines Daches am Dalmannkai: Ein Hokkaido-Kürbis, Radieschen und Kartoffeln. Wer einmal ausblendet, dass Gemüse aus der HafenCity wegen der Luftbelastung, garantiert nie das Etikett Bio tragen wird, kann viel Spaß bei der Gärtnerei haben und im Herbst die Kürbissuppe aus dem eigenen Garten genießen.
Rezept:
Den Hokkaido-Kürbis teilen, die Kerne daraus entfernen und für das nächste Frühjahr aufbewahren, dann grob raspeln (die Schale bei dieser Kürbisart ist essbar). Zwiebeln, Kartoffeln und Karotten schälen und würfeln.
Die Zwiebelwürfel in zerlassener Butter anbraten.
Dann das weitere Gemüse dazugeben und mit anbraten. Das Wasser dazugeben und alles etwa 20 Minuten garen. Mit einem Mixstab pürieren und nach Bedarf mit Gewürzen abschmecken. Zum Schluss etwas Sahne unterrühren und Petersilie darüberstreuen.