“You find the story …
… or the story finds you.” (Don Winslow)
Der HafenCity Salon der Kühne & Nagel Logistics University (KLU) ist eröffnet. Als Ausläufer des Harbour Front Literaturfestivals fand im November die erste Folge des monatlich geplanten Salons statt – Literatur steht hier im Mittelpunkt.
Der US-amerikanische Beststellerautor Don Winslow machte den Anfang und präsentierte sein Buch „Missing New York“. Es geht um Kinderhandel, eines der schlimmsten Verbrechen. Don Winslow, der früher selbst mal als Privatdetektiv gearbeitet hat und mit dem Thema in Berührung gekommen ist, hat recherchiert: „Die dramatischste Suche ist die nach einem Menschen“, sagt er. Und zu den Vorwürfen, seine Thriller seien brutal, stellt er fest, dass die Wirklichkeit noch viel schlimmer sei. „Missing New York“ ist in der Ich-Perspektive geschrieben, denn „es gibt so keinen Abstand zu den Charakteren“. Der Ex-Cop Frank Decker wird beauftragt, sich auf die Suche nach der aus dem Garten verschwundenen kleinen Hailey zu begeben. Wo ist Hailey? Ein Mann ohne Augenbrauen mit einem weißen Lieferwagen ist auffällig; es ist Gaynes, der seit sieben Monaten auf Bewährung das Gefängnis verlassen hat. Die Polizei reagiert schnell, doch Hailey finden sie nicht. Decker fährt durchs Land, um Hailey zu suchen; eine erste Spur ist über ein Jahr alt, das Mädchen wurde mit ihrem Pinto-Spielzeugpferd Magic nachts an einer Tankstelle gesehen.
So wie Detektiv Frank Decker fährt auch Don Winslow einfach durchs Land, „das liegt wohl in der DNA der Amerikaner“, meint er. Und dafür werde man auch belohnt; er erinnere sich gern an eine Fahrt in Utah durch ein Gewitter: als es nachließ und die Sonne herauskam, sah er ein schwarzes und ein weißes Pferd einen Hügel hinabgaloppieren, ein Moment, in dem er dachte, das alles gut werde.
Don Winslow ist keiner, der mit seiner Meinung hinter dem Berg hält: In den USA sind 2013 über 100.000 Kinder verkauft worden. Nach Winslows Ansicht setze die Politik den falschen Fokus; Kinderhandel finde er dringlicher zu klären als Drogenhandel: „Drogen sollten legalisiert – oder am besten gar nicht mehr gekauft werden“, so Winslow. „Viele Menschen legen Wert darauf, Bio-Kaffee zu kaufen, unter welchen Umständen aber Drogen hergestellt werden, interessiert niemanden.“
Was er davon halte, dass die Republikaner in den USA gerade wieder mehr Macht bekommen? „I can’t get along with people who believe that the flintstones are a documentary“, so seine anti-republikanische Antwort.
Ein trotz des düsteren Themas amüsanter Abend mit einem Autor, der auch über sich selbst lachen kann. AF