(M)ein Traum
Olympische Spiele in Hamburg
Olympische Spiele in meiner Heimatstadt Hamburg zu erleben, wäre mein absoluter Traum! Ich bin quasi mit den Olympischen Spielen aufgewachsen. Meine Mutter steckte mich früh mit ihrer Begeisterung an, das Eiskunstlauf-Drama zwischen Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler und dem sowjetischen Paar Ludmilla Beloussowa und Oleg Protopopow bei den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck schaute ich mit ihr auf einem winzigen schwarz-weiß-Fernseher an und das Mitfiebern mit den überraschend unterlegenen Deutschen spüre ich noch heute.
Nur acht Jahre später war ich 1972 als Hostess auf der Hockeyanlage in München mittendrin im Geschehen. Die Schockstarre nach dem Überfall der palästinensischen Terroristen auf israelische Sportler im Olympischen Dorf habe ich hautnah mitbekommen, ebenso wie die legendären Worte des damaligen IOC Präsidenten Avery Brundage, der den 80 000 Zuschauern im Olympiastadion zurief: The Games must go on. Ich durfte miterleben, wie die 16jährige Ulrike Meyfarth unter dem Münchner Abendhimmel 1,92 Meter hoch zur Olympischen Goldmedaille sprang und wie die deutschen Hockeyspieler im Finale die hochfavorisierten Pakistanis schlugen, die daraufhin ihre Silbermedaille ausschlugen. Und, und, und – die damals für Hostessen noch möglichen Mittagessen im Olympischen Dorf, Eröffnungsfeier, Schlussfeier – alles unvergessene Highlights.
Nach weiteren prägenden Erlebnissen als Hostess bei der Fußball Weltmeisterschaft 1974 war mein Berufswunsch klar: Sportjournalistin. Das klingt heutzutage nach einem ganz normalen Ziel, damals war der Sportjournalismus eine reine Männerdomäne und mein Auftauchen, vor allem beim Fußball, recht exotisch. Ich habe diesen Entschluss jedoch keine einzige Sekunde bereut, vor allem auch wegen der Teilnahme an drei weiteren Olympischen Spielen: Aus Tallinn 1980 werden mir die intensiven Gespräche mit dem damaligen IOC-Mitglied Berthold Beitz, der massiv angefeindet worden war, weil er trotz des deutschen Olympia-Boykotts zu den Segelwettbewerben gekommen war, ewig in Erinnerung bleiben. Die Kontakte zur Bevölkerung der estnischen Hauptstadt waren ebenso außergewöhnlich wie die Fahrten durch Moskau über komplett leergefegte Straßen, auf denen sich außer der Olympischen Familie nur die Bonzen bewegen durften.
In Los Angeles 1984 habe ich erstmals Berichte vom Gewinn der Silbermedaille des Hamburger Starbootseglers Achim Griese (mit Michael Marcour) mit einem schnurlosen Telefon übermittelt. Ich denke daran, dass ich trotz aller Sicherheitsvorkehrungen einmal im Olympischen Dorf übernachtet habe und erinnere mich an eine berauschende Schlussfeier, als am Ende alle Athleten und Journalisten zusammen mit einem schlohweiß gewandeten Lionel Ritchie auf dem Rasen tanzten.
In Seoul 1988 sah ich Steffi Graf im Endspiel gegen ihre Dauerrivalin Gabriela Sabatini siegen. Sie gewann damit den Golden Slam, d.h. alle fünf wichtigen Turniere des Jahres. Spontan denke ich auch an die vielen bunt gekleideten Freiwilligen, die viel und gerne während der Arbeit einschliefen und vor allem an einen Ausflug zur Grenze nach Nordkorea, der mir trotz der damaligen Kenntnis der Grenze zur DDR ungleich viel gespenstischer in Erinnerung geblieben ist.
Ich höre jetzt lieber auf, ehe ich in zu große Schwärmerei verfalle. Aber eins ist klar: Olympische Spiele in Hamburg werden sich – vielleicht nicht allen – aber doch der Mehrzahl der Einwohner auf Dauer ins Gedächtnis einbrennen. So wie das Fußball Sommermärchen 2006. DG