Direktor des Theater-Schiffs gestorben

Am Sonntag, 22. Februar ist der Gesellschafter und Geschäftsführer des Theaterschiffes Gerd Schlesselmann nach langer schwerer Krankheit verstorben.

 

Gerd Schlesselmann hat Hamburgs Theaterlandschaft über Jahrzehnte geprägt und Spuren hinterlassen, die bis heute sichtbar sind. 1942 in der Hansestadt geboren, fesselte ihn von jeher Hamburgs Kultur. In den späten 60er-/frühen 70er-Jahren begann er mit dem Ausbau des Kulturrings der Jugend, aus einer verschlafenen Behörde wurde durch ihn eine aktive und junge Besucherorganisation.

 

Dies blieb auch Ivan Nagel nicht verborgen: Er holte Gerd Schlesselmann ans Deutsche Schauspielhaus, wo er insgesamt 17 Jahre lang arbeitete. Neben Stationen in Bochum und Düsseldorf hatte Schlesselmann am Hamurger Schauspielhaus zwischenzeitlich das Amt des kommissarischen Intendanten inne und gestaltete gemeinsam mit Nagel eine der spannendsten Zeiten des Theaters. Als das Traditionshaus zwischen 1991 und 1993 wegen Umbauarbeiten in die Kampnagelfabrik umziehen musste, bekam er ein besonderes Bewusstsein für diese spezielle Location. Und so setzte er sich nach der Rückkehr an die alte Spielstätte gemeinsam mit Niels-Peter Rudolph gegen den Willen der damaligen Kultursenatorin für den Erhalt von Kampnagel als Kulturzentrum ein, so wie es heute noch existiert.

 

Aber auch der Musicalstandort Hamburg verdankt Gerd Schlesselmann einen Teil seines großartigen Rufes: Unter Friedrich Kurz installierte er das Erfolgsstück ‚Cats’ in unserer Hansestadt, das hier eindrucksvolle 15 Jahre lang aufgeführt wurde. Für die damals neu gegründete Stella AG baute Gerd Schlesselmann die Vermarktungseinrichtung einschließlich eines Ticketsystems auf und war gleichzeitig maßgeblich an den Planungen für ‚Das Phantom der Oper’ verantwortlich. Aber auch der Bau des ‚Starlight Express’-Theaters in Bochum, in dem das Top-Musical seit mehr als 26 Jahren aufgeführt wird, trägt seine Handschrift.

 

Von 1993 bis 1995 leitete er die von Ida Ehre gegründeten Hamburger Kammerspiele, bevor er schließlich für und gemeinsam mit Jürgen Wölffer Sachsens größtes Privattheater – die Komödie Dresden – aufbaute. Sein kulturelles und bewegtes Leben wäre nicht komplett gewesen, hätte er dort nicht anschließend seine eigene Spielstätte gegründet, das Theater Wechselbad. Von 2002 bis 2012 agierte er als Betreiber und Produzent, als Autor und Regisseur. Über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt war unter anderem die Produktion von ‚Cabaret’, das in einem Original- Spiegelzelt gespielt wurde. Dass er dieses Engagement aus gesundheitlichen Gründen beenden musste, geschah mit seinem größten Bedauern.

 

Bis zuletzt blieb er aber dem Herzstück treu: Im Oktober 2000 übernahm er zusammen mit seiner Frau Anke eine Bühne, die ihm schon lange nahe stand, und trat die Direktion des 1975 von Eberhard Möbius gegründeten im Katharinenfleet liegenden Theaterschiffes `DAS SCHIFF´ an, die er bis zuletzt gemeinsam mit seinem Sohn Heiko innehielt (wir berichteten).

 

 

Die Trauerfeier für Gerd Schlesselmann findet am Samstag, 14 März um 11 Uhr in der Hauptkirche St. Katharinen statt.

 

PM/WN

 

BU:

Gerd Schlesselmann

 

Foto: Das Schiff