Kultur mit Spaß
Kunst und Kultur als Alternative zum Einzelhandel
Die HafenCity setzt auf Entertainment und Kulturhighlights im Einzelhandel, um Käufer in die Läden zu locken. Doch was ist, wenn das Konzept nicht funktioniert, wie sähen die Alternativen aus, gibt es überhaupt welche?
Für die Immobilieninvestoren hat der Einzelhandel die höchste Attraktivität, hier werden in funktionierenden Lagen die höchsten Renditen erzielt. Kulturnutzungen sind eher ungern gesehen, die Wertschöpfung ist hier wesentlich geringer. Dennoch ist allen bewusst, dass die Kreativ- und Kulturwirtschaft ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität einer Stadt ist – zugleich ist es auch der Wettbewerbsfaktor im Kampf der Städte um Talente und Touristen.
Dabei wird die Wirtschaftskraft in Sachen Kunst meist unterschätzt. Weltweit wurden 2013 Kunstwerke im Wert von 47,4 Milliarden Euro umgesetzt, davon rund 2,4 Milliarden in Deutschland. Vom weltweiten Umsatz geht allein die Hälfte auf das Konto weniger marktdominierender Auktionshäuser, trotzdem bleibt noch ein gigantischer Kuchen übrig, bei dessen Verteilung Hamburg bisher als Standort ein weitgehend unbeschriebenes Blatt ist.
Dabei existieren die Bausteine für einen Kunst- und Kulturgürtel rund um die eigentliche Innenstadtzone schon längst. Mit der Museumsmeile bietet sich unmittelbar neben der HafenCity ein attraktiver Ausgangspunkt für die Weiterführung einer Kulturperlenkette an. Der Oberhafen als i-Tüpfelchen der Subkultur, diverse Museen und Eventflächen, bis hin zur Elbphilharmonie existiert bereits ein Skelett, das nur noch mit Fleisch gefüllt werden muss. Voraussetzung: Die Vermieter müssen diese Chance erkennen und mit innovativen Vermietungskonzepten Raum für Kultur geben. Ein stärkerer Fokus auf Umsatzmieten mit geringeren Festanteilen, Verzicht auf hohe Maklerprovisionen und Kautionen ließe Raum für Experimente und Erfolge – aber auch für überschaubares Scheitern. In einer Nachbarschaft lebendiger Kultur findet sich Platz für Gastronomie und dann auch wieder für Einzelhandel.
Mit der Speicherstadt bietet sich ein weiterer Schwerpunkt für günstige Subkulturflächen an. Ein solch lebendiger Ring zieht Besucher und Touristen an – gerade auch diejenigen, auf die es Hamburg besonders abgesehen hat. Das Ansehen der typischen inländischen Ein- oder Zweitagestouristen, die zu den derzeit beliebten Musicals anreisen, ist nicht besonders hoch. Eine Übernachtung im möglichst günstigen Hotel, möglichst als Pauschaltarif, Fast Food und Peanuts im Vergleich zu etablierten Kulturstandorten. Gerade die umworbenen Touristen aus den neu entstandenen Mittelschichten aus Fernost sind diejenigen, die am meisten für Kunst ausgeben: Fast 40 Prozent des weltweiten Kunstmarktes entfallen auf China, danach folgen mit immer weiter wachsendem Abstand die USA.
Ein attraktiver Kulturstandort mit einer einmaligen Konzeption könnte den betuchten Reisenden länger als nur für eine Übernachtung in Hamburg halten und noch zusätzliche Impulse für die klassischen Shoppinghochburgen in der Innenstadt bieten – zudem könnten sich die gigantischen Investitionen in die Elbphilharmonie bezahlt machen. Notwendig dafür ist die Erkenntnis, dass Kultur und Kunst auch eigenständige Mitspieler in der Wirtschaft sein können – und nicht nur Mittel zum Zweck.