Urbanes Wohnmodell mit drei Sternen

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Es ist ein interessantes soziales Experiment, das in Zukunft zum Modellfall nicht nur in der HafenCity werden wird. Das Baufeld 70 ist das erste Baufeld, in dem der sogenannte Drittelmix Realität werden wird. Geförderter Wohnungsraum, Miet- und Eigentumswohnungen vereint durch einen gemeinsamen Innenhof – Luxuswohnungen mit integrierter Sozialkompetenz sozusagen. Direkt am Lohsepark entstehen neben Büro-, Praxis- und Gewerbeflächen, sozialen Einrichtungen und Kindertagesstätten 159 Wohneinheiten, davon rund 30, die unter dem landläufigen Begriff „Sozialwohnung“ geführt werden. Analog zu den drei Bauträgern unterteilt sich das Baufeld, das einen der bisher größten begrünten Innenhöfe des Stadtteils enthalten wird, ebenfalls in drei Abschnitte:

_T712572In dem Gebäudeteil an der Shanghaiallee, der der KOS gehört, werden sich neben Gewerbeflächen und Räumen für Praxen und Büros zudem 34 Wohnungen befinden – plus sieben Wohngruppen, die in Zusammenarbeit mit der Leben mit Behinderung Hamburg Sozialeinrichtungen gGmbH konzipiert wurden, um auch hier Wohnraum für Menschen zu schaffen, die auf bauliche Hilfen und Assistenz angewiesen sind. In dem Gewerbe-Trakt der Shanghaiallee wird zudem Deutschlands jüngster Drei-Sterne-Koch Kevin Fehling (37) ein Spitzen-Restaurant errichten, das bundesweit Maßstäbe setzen wird. Nach zehn Jahren als Küchenchef im La Belle Epoque im Columbia Hotels & Resorts Travemünde macht er sich selbstständig und wechselt jetzt mit seinem weltoffenen Küchenstil und einem eigenen Konzept in die Hansestadt. Nicht nur für sachkundige Genießer raffinierter Speisen und Getränke ist das eine Sensation. Fehling gehört zu den elf besten Köchen Deutschlands und zu den Top 100 weltweit.

_T712643An der Seite der Yokohamastraße (Bauherr: OWP) wird es eine Kindertagesstätte geben, dazu 47 hochwertige Eigentumswohnungen inklusive Tiefgarage. Sie werden als „Effizienzhaus 55“ und entsprechend dem HafenCity-Umweltzeichen „Nachhaltigkeit am Bau“ in der Stufe Gold gebaut und unter dem Namen „Yoko“ vom Hamburger Immobiliendienstleister Grossmann & Berger vermarktet.

Für den Sektor der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille (Steinschanze) ist eine zweite Kindertagesstätte vorgesehen sowie 58 teils öffentlich geförderte Wohnungen. Außerdem sind dort Gemeinschaftsräume als Begegnungsstätten für die Bewohner geplant.

Noch im Laufe dieses Jahres sollen die meisten der insgesamt 159 Wohnungen des Gebäudekomplexes bezugsfertig sein. Neben zahlreichen Gästen aus Wirtschaft und Politik fand sich auch Bürgermeister Olaf Scholz zum Richtfest ein und freute sich: „Ein Richtfest gehört zu den schönsten wiederkehrenden Anlässen in unserer Stadt und hier auf dem ‚Baufeld 70‘, wie es etwas prosaisch genannt wird, nahe dem Lohsepark in der HafenCity entsteht vor unseren Augen ein Quartier, das ein gutes Beispiel für unseren Ansatz darstellt‚ Wohnen und Arbeiten, bauliche Dichte sowie hochwertige Grün- und Freiflächen miteinander zu verbinden. Das alles in citynaher Lage: ein gemischtes Quartier, das für unterschiedliche Bedürfnisse und Nutzergruppen Wohnraum schafft.“

_T712808Auch Andy Grote, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte lobte das Projekt: „Die Verbindung von öffentlich geförderten Mietwohnungen, Genossenschaftswohnungen, Eigentumswohnungen und Wohnangeboten speziell für Menschen mit Behinderung zeigt, wie integrative Nachbarschaft und eine ‚HafenCity für alle‘ entwickelt werden kann.“

Wie sich das Vorhaben hinterher in der Realität beweisen wird, kann dann mit Spannung beobachtet werden und wird richtungsweisend in der Vielfalt für alle folgenden Projekte sein. Vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Drei-Sterne-Koch klingt zunächst einmal nach einer Herausforderung, in alten, gewachsenen Stadtteilen ist aber eben dieser Zustand schon lange Realität. Kevin Fehling, eben der besagte Drei-Sterne-Koch, ist jedenfalls von der HafenCity überzeugt und befindet sich damit zunehmend in guter gastronomischer Gesellschaft: „Hamburg und insbesondere die HafenCity sind für mich ein Hort der Inspiration. Eine ideale Umgebung, um meine Kreativität und meinen Ehrgeiz nach Perfektion auszuleben.“ Mit diesem Ansatz befindet sich der Neuzugang aus Travemünde jedenfalls in guter Gesellschaft.