Geld oder Liebe?

Buchtipp

„Ich drehte mich um und sah aus dem Heckfenster, und da sah ich Cal auf dem Motorrad. Ohne Helm und ohne Brille. Der Wind kämmte sein Haar nach hinten. Ich schlug gegen die Scheibe und winkte, und er lächelte. (…) Er nahm beide Hände vom Lenker und hob sie hoch über den Kopf. Eine Siegesgebärde. Niemand hatte in meinen Augen je so schön ausgesehen. Mit dieser einen Geste, dieser einen Bewegung war er die Definition der Vollkommenheit. In diesem Augenblick wusste ich es. ‚Was wusstest du?‘, fragte Aidan. ‚Ich wusste, dass er der beste Freund war, den ich je haben würde‘.“

Neuengland, Ende der Achtzigerjahre. Der Teenager Jason Prosper ist der Sohn reicher Eltern, wächst in teuren Penthousewohnungen in New York und in Sommerhäusern in Maine auf, besucht altehrwürdige Internate und ist einer der besten Segler in seinem Club. Mit seinem Freund Cal teilt er nicht nur die Leidenschaft für das Segeln, sie belegen auch ein gemeinsames Zimmer an der Kensington Prep. Eines Tages nimmt Cal sich das Leben. Jasons Welt gerät ins Schwanken, zumal er ein Geheimnis mit seinem Freund Cal teilte. Er weiß, dass er nicht unschuldig an dessen Tod ist. Seine Eltern schicken Jason an die Bellingham Academy, ein teures Internat an der Atlantikküste, an dem die Kinder reicher Eltern das Sagen haben. Schnell findet Jason sich in einer Clique wieder, die über die Stränge schlägt. Zu ihrem Alltag gehören Drogen, Alkohol, Parties, Mädchen und das Tyrannisieren von Schwächeren.

Doch dann lernt Jason die Außenseiterin Aidan kennen und verliebt sich in das unnahbare Mädchen. Das Glück währt nicht lange.

Als die Küste Neuenglands von einem Orkan getroffen wird, geschieht ein weiteres Unglück.
„Ein paar Freshman von der Junioren-Fußballmannschaft sahen mich aus dem Polizeiwagen steigen. Hardy winkte die Jungen weiter (…). ‚Brauchst du jemanden, der bei dir bleibt?‘ Es sei alles in Ordnung, sagte ich, aber ich wusste nicht, wie ich es in mein Zimmer schaffen sollte, ohne mit der Faust gegen die Wand oder in irgendein unschuldiges Gesicht zu schlagen.“

„In guten Kreisen“ ist Amber Dermont’s erster Roman. Ihren Ich-Erzähler Jason lässt sie cool und distanziert sein Leben schildern, das sich hauptsächlich zwischen Regatten, Parties und dem Internat abspielt. Jason macht sich nichts aus Geld; er knüpft Kontakte mit Leo, einem Jungen, der in der Internatskantine arbeitet und mit Chester, dem einzigen Schwarzen auf der Schule, der von Mitgliedern seiner Gang gequält wird. Auch wenn er weiß, dass Leo und Chester ihm mehr geben als seine Clique, treibt er sich weiter mit der Clique herum, die nach dem Motto „Geld regiert die Welt“ lebt. Für was für ein Leben wird Jason sich entscheiden?

Amber Dermont: „In guten Kreisen“ ist im Februar 2015 im mare Verlag erschienen. Hardcover, 444 Seiten, Euro 22,-