Ringe unter den Augen

Bildschirmfoto 2015-11-02 um 08.40.51Editorial

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, man mag es kaum glauben, es ist schon wieder November und der Sommer nur noch eine schöne Erinnerung. Herbst und Winter gehen nahtlos ineinander über. Zeit, sich zu Hause einzukuscheln und auch Zeit für Kultur und innere Einkehr.

Doch so recht will ruhige Stimmung nicht aufkommen, allerorten brüllen einen Themen an. Ganz vorne weg die Olympiabewerbung, über die die Bürger am 29. November abstimmen sollen. Selbst hartgesottenen Olympiabefürwortern geht die mediale Dauerberieselung so langsam auf die Nerven, weniger wäre da manchmal mehr, Olympiahymne, neues Logo, der und der läuft für Olympia, hier gibt es wieder einen Fackellauf – fast schon hysterisch wird für die Bewerbung geworben, dazu kommen die – zu Recht – eilig aufgefahrenen Zahlen. Rund 11 Milliarden Euro soll der Spaß kosten und manch einem wird es schwindelig ob der vielen Nullen hinter der Elf, genauso viele Elbphilharmonien könnte man davon bauen. Klingt aberwitzig, vor allem wenn der Bund jetzt sagt, dass das Hamburgs Alleinvergnügen sein soll und es das Alstervergnügen auch tut. Doch Scholz sagt, mehr als 1,2 Milliarden sollen es für die Stadt nicht werden, der Rest muss vom IOC und vom Bund kommen. Klingt machbar, wenn es dabei bleibt, noch eine Elbphilharmonie lässt sich über die verbleibenden zehn Jahre sicherlich finanzieren und es bleibt ja etwas Dauerhaftes bestehen, das Geld ist nicht einfach auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Fragt sich, wie standhaft Scholz ist, sollte der Bund statt der geforderten 6,2 Milliarden nur – sagen wir mal – 4 Milliarden anbieten? Ist dann tatsächlich das Ende der Fahnenstange erreicht und das Thema Olympia endgültig vom Tisch? Oder wird dann doch noch nach Mitteln und Wegen gesucht, das Wunder doch machbar zu machen?

Das Thema wird uns so oder so noch eine Weile begleiten und fast mag man sich wünschen, dass es nicht klappt – zurück zum Alltag und Schluss mit „Wünsch Dir was“. Doch das würde der Chance nicht gerecht und letztlich muss sich Hamburg sowieso noch gegen die starke internationale Konkurrenz durchsetzen.

Es wäre so oder so gut ausgegebenes Geld, denn der Löwenanteil geht direkt in die Infrastruktur, die Hamburg gut gebrauchen kann und früher oder später sowieso bauen würde. Der Bürger hat es jetzt in der Hand.

 

Viel Vergnügen beim Lesen! Ihr Michael Baden