„Vater“ der HafenCity gestorben

Henning Voscherau gestorben – Auslegung Kondolenzbuch ab heute nachmittag

Henning Voscherau gestorben

Traurige Nachrichten für diejenigen, die Fans eines aufrechten und echten Hanseaten waren: Kaum eine Woche nach dem Tod des ehemaligen Hamburger Oberbaudirektors Egbert Kossak ist der zweite geistige Vater der HafenCity, der ehemalige Bürgermeister Henning Voscherau verstorben. Er erlag in der Nacht vom 23. auf den 24.August im Alter von 75 Jahren zu Hause in Hamburg im Kreise seiner Familie den Folgen eines Hirntumors.

Voscherau war der Inbegriff eines Hanseaten von altem Schrot und Korn, und auch nach seiner Amtszeit als Bürgermeister galt er bei vielen Hamburgern als die Institution an der sich zukünftige Bürgermeister messen lassen mussten. Wenn er mit seinem Käfer Cabrio zu Vorträgen erschien gab es immer etwas zu lernen und zu Lachen. Henning Voscherau war ein Hort an Anekdoten zur jüngeren Hamburger Geschichte – und er erzählte sie gerne. Gerade zur Geschichte der HafenCity war es immer unterhaltsam, wenn er von seinen Winkelzügen berichtete, wie die, bei der er es sich mit dem damaligen Oberbaudirektor Egbert Kossak verdarb, weil er diesen nicht in die Vorplanungen zur HafenCity mit einbezog und stattdessen Volkwin Marg die ersten Entwürfe zeichnen ließ. Kossak war Voscheraus Meinung nach zu eng mit einigen Journalisten befreundet und hätte nicht lange genug „dicht“ gehalten – tödlich für die Vorplanungen zur HafenCity. Ebenso unterhaltsam die Winkelzüge mit denen er Hafenunternehmen und Vattenfall unter Vorwänden, mit Überredungskraft und ein wenig Kleingeld aus dem Planungsgebiet hinauskomplimentierte – immer auf die Verschwiegenheit und Risikobereitschaft seiner Mitwisser angewiesen – und manchmal auch auf die zusätzliche Überredungskraft eines „Absackers“ im vertrauter Umgebung.

Nun sind beide tot, ihre Visionen leben aber in der weiter.

Olaf Scholz würdigte seinen indirekten Vorgänger: „Henning Voscherau war ein starker Bürgermeister in bewegten Zeiten. Er hat seine politischen Ämter mit Format und Substanz ausgefüllt. Hamburgerinnen und Hamburger unterschiedlichster Herkunft und Prägung schätzten ihn und vertrauten ihm. Er hat die Stadt nach innen verbunden und nach außen glänzend vertreten. In seiner politischen Persönlichkeit verbanden sich viele Qualitäten. Er war ein ernsthafter Stadtmanager und sorgender Landesvater, Wertkonservativer und Sozialdemokrat, charmanter Gastgeber und ideenreicher, geschliffen formulierender Intellektueller. „Als Großstadtbürgermeister braucht man Fleiß, Härte und Präzision“, so hat es Henning Voscherau zusammengefasst. Sein Verständnis von Politik war geprägt von tiefer Verantwortung, klarer Konsequenz und sachlichem Ernst. Einen „spielerischen Umgang mit den vitalen Funktionen der Stadt“, so seine mehrfach gebrauchte Warnung, würde er niemals zulassen.

Auf bundespolitischer Ebene war ihm die Stärkung des Föderalismus ein Herzensanliegen, mit dem er als Bundesratspräsident in der herausfordernden Zeit des neu zusammenwachsenden Deutschlands theoretisch wie praktisch Zeichen setzen konnte.

Er war jemand, der neue Situationen schnell erfasste und darin Orientierung gab. So erkannte Henning Voscherau schon früh, dass der Mauerfall und seine Folgen, die nun mögliche deutsche Wiedervereinigung und das Zusammenwachsen Europas, auch das Schicksal der Freien und Hansestadt stark beeinflussen würden. Er hat die neuen Chancen für Handel und Wandel erkannt und entschlossen zugepackt, um sie zum Wohle der Stadt zu nutzen. Dass Hamburg unter den harten Wettbewerbsbedingungen einer globalisierten Weltwirtschaft erfolgreich ist, hat auch viel damit zu tun, dass Henning Voscherau durch die Erweiterung der Verkehrs- und überhaupt Infrastruktur beherzt, gegen manche Widerstände, die Voraussetzungen dafür schuf. Nicht zuletzt hat Hamburg ihm die städtebaulich bahnbrechende Vision der Hafencity zu verdanken, die er selbst entwickelt und auf den Weg gebracht hat.

Henning Voscheraus Politik war nie wechselnden Moden angepasst, aber immer für Veränderungen offen, also modern. Dass die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt ihm vertrauten, lag auch daran, dass Hamburg stets sein erstes und wichtigstes Anliegen war. Er verbrachte sein ganzes Leben in unserer Stadt und stellte sein ganzes politisches Wirken in ihren Dienst. Die ersten Geräusche in seinem Leben, an die er sich erinnern konnte, waren das anschwellende Motorengedröhn der Bomberflotten über Hamburg im Zweiten Weltkrieg. Ein ganzes Menschenleben später konnte er auf eine weltoffene, kosmopolitische Stadt blicken, die seit Jahrzehnten wieder in Frieden und Wohlstand erblüht und mit Selbstvertrauen in die Zukunft schaut. Er hat einen großen Beitrag dazu geleistet. Die Freie und Hansestadt Hamburg wird seiner allzeit in Dankbarkeit und Zuneigung gedenken.“

 

Auslegung Kondolenzbuch für Henning Voscherau – Erster Bürgermeister Olaf Scholz trägt sich in das Kondolenzbuch ein

Nach dem Tod des langjährigen Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg Dr. Henning Voscherau liegt ab heute Nachmittag ein Kondolenzbuch im Hamburger Rathaus aus. Für den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg wird sich der Erste Bürgermeister Olaf Scholz als erster in das Kondolenzbuch eintragen.

Der Termin findet statt am heutigen Mittwoch, 24. August 2016, um 16 Uhr in der Diele des Hamburger Rathauses.

 

Das Kondolenzbuch wird in der Regel für eine Woche ausgelegt. Die Rathausdiele ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr zugänglich.