Seemannsambulanz

Chefarzt Dr. Jan-Gerd Hagelstein Foto: Sarah Eyßer
Chefarzt Dr. Jan-Gerd Hagelstein
Foto: Sarah Eyßer

Im rasanten Takt der Warenströme versorgt Chefarzt Dr. Hagelstein die Seeleute

Im St. Pauli Hafenkrankenhaus sind seit 1995 die Schotten dicht. Erster Ankerplatz für erkrankte Seeleute ist heute die Seemannsambulanz Groß-Sand – mitten in Wilhelmsburg und in nächster Nähe zu den Container- und Kreuzfahrtterminals. Ein Gespräch mit Chefarzt Dr. Jan-Gerd Hagelstein.

Was macht die Arbeit in der Seemannsambulanz besonders?

In erster Linie die besondere Patientenklientel – in der Regel fremdsprachig, immer mit extrem wenig Zeit. Oft laufen die Schiffe noch am gleichen Tag wieder aus. Als Arzt stellt man daher erst mal die Weichen: Was ist auf die Schnelle machbar? Was muss hier, was kann im nächsten Hafen geschehen? Kann der Patient zurück an Bord oder muss er stationär behandelt werden? Und letzteres ist gar nicht mal selten der Fall. Typisch für Seeleute ist eben auch: Sie kommen erst, wenn sie sprichwörtlich den Kopf unter dem Arm tragen.

Sie hatten lange eine Praxis in der Neustadt. Jetzt ist die Seemannsambulanz Teil der Klinik. Welche Vorteile bringt das?

Größter Vorteil sind die kurzen Wege. Wir können auf das volle diagnostische Spektrum des Hauses zurückgreifen, schnell und unkompliziert andere Fachabteilungen hinzuziehen. Gerade heute haben wir an einem Nachmittag drei MRTs veranlasst. Das bekommt man sonst auch mit dem besten Netzwerk selten so schnell hin. Außerdem profitieren wir von dem enorm vielfältigen Team des Krankenhauses. Gerade in puncto Kommunikation konnten schon viele Mitarbeiter unterstützen – immerhin haben wir in Groß-Sand mehr als 25 Sprachen an Bord.

Welche Diagnosen sind bei Seeleuten häufig?

Rund die Hälfte ist chirurgischer oder orthopädischer Art – darunter viele Verletzungen, die an Bord passiert sind. Gefolgt von internistischen Krankheitsbildern. Zum Beispiel Magen-Darm- Erkrankungen sind häufig. Das Leben an Bord, auch das ständige Durchfahren von Zeitzonen schlägt vielen auf den Magen. Manchmal stellt man auch fest: Der Patient will einfach nur nach Hause. Heimweh.

Behandeln Sie ausschließlich Seeleute?

Nein. Unter anderem gehören Tauglichkeitsuntersuchungen sowie Reise- und Impfberatungen zu unserem Angebot. Zudem sind wir eine von wenigen zugelassenen Gelbfieberimpfstellen in Hamburg. Also: Reisefreudige oder wasseraffine Landratten sind herzlich willkommen! TEN