Die Wüste lebt
Schon im Sommer 2017 soll als erste Institution der Opernfundus nach Rothenburgsort ziehen
Sie sind schon von Weitem sichtbar und jedem, der zwischen Rothenburgsort und Berliner Tor mit der Bahn unterwegs ist, springen sie ins Auge: die riesigen Sandberge, die auf dem ehemaligen Huckepackgelände aufgeschichtet wurden. Aber hier entsteht auf elf Hektar Fläche keine Kulisse für die Neuverfilmung von „Lawrence von Arabien“, sondern das, was gerne als „Speicherstadt des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet wird: der „Neue Huckepackbahnhof“ ein Gewerbeareal im Nordwesten Rothenburgsorts, Initialprojekt des „Billebogens“, der als vornehmlich gewerblich geprägter Stadtraum entwickelt werden soll. (Die extra dafür gegründete Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG ist eine Gesellschaft der Freien und Hansestadt Hamburg und der HafenCity Hamburg GmbH.) Die Sandhaufen, die nach einem ausgeklügelten System immer wieder verlagert werden, dienen dazu, mit ihrem Gewicht den feuchten Marschboden so zu verdichten, dass ab 2017 dort gebaut werden kann.
Erster Realisierungsschritt ist der Neubau des Fundus und der Werkstätten der Hamburgischen Staatsoper, der mit insgesamt knapp 20.000 Quadratmetern mehr als ein Zehntel der entstehenden Gewerbefläche einnimmt. Ein Teil soll bereits im Sommer 2017 bezugsfähig sein, der zweite im Sommer 2018. Etwa 75 Mitarbeiter der Staatsoper werden dann ihren Arbeitsplatz in Rothenburgsort haben. Diese benötigen eine Verkehrsanbindung zum Gelände, genauso wie die Tieflader, die täglich Kulissen von und zur Oper transportieren und wie alle Zulieferer und Beschäftigten der sich ansiedelnden Betriebe. Die im Frühjahr der Öffentlichkeit vorgestellte Verkehrsplanung beschäftigt sich mit der Zu- und Ableitung des Verkehrs und ist monatelang zwischen den Vertretern von Behörden, Politik und Stadtteil kontrovers diskutiert worden. Hauptpunkte sind die Neugestaltung der Kreuzung Billstraße/Billhorner Brückenstraße, eine mögliche Ostanbindung zum Billhorner Deich und die Westanbindung zur Billhorner Brückenstraße. Vieles wird noch lebhaft diskutiert, der lange angedachte Straßendurchstich unter der Bahntrasse Richtung Wohnstadtteil ist hingegen vom Tisch. Stattdessen soll ein Durchstich für den Fuß- und Radverkehr entstehen, der einerseits den Alster-Bille-Elbe-Grünzug nach Süden fortsetzt und andererseits kurze Wege für Beschäftigte schafft, die in Rothenburgsort wohnen.
Die teilweise Verlagerung des Bahnhofs Rothenburgsort nach Westen und die Schaffung eines zweiten, westlichen Zugangs zum Bahnsteig ist aus Sicht des Stadtteils wünschenswert und von großer Bedeutung für die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Die derzeit öffentlich ausgelegten Pläne der Deutschen Bahn zum Umbau des Bahnhofs berücksichtigen diese Notwendigkeit jedoch nicht. Daneben gibt es Überlegungen, die bereits bestehende Buslinie 130 über das Gelände zu führen und ihre Frequenz zu erhöhen, auch davon würde der Wohnstadtteil profitieren. Und auch in einem ganz anderen Bereich könnten die Rothenburgsorter Nutznießer einer Infrastruktur sein, die für den Neuen Huckepackbahnhof entsteht: Im Zuge einer zeitgemäßen Energieversorgung soll Abwärme vom Kupferkonzern Aurubis zur Wärmeversorgung verwendet werden und diese, da die Kapazitäten vorhanden sind, auch dem Wohnstadtteil erschlossen werden. CF/TEN