»TRANSATLANTIK« ELBPHILHARMONIE FESTIVAL / 12. BIS 17. APRIL 2017
KARTEN FÜR FÜNF NEUE KONZERTE AB 15. FEBRUAR ERHÄLTLICH
Drei Kontinente, kaum zählbar viele Länder und sehr unterschiedliche Kulturen verbindet der Atlantische Ozean. Über das große Wasser reisten schon vor Jahrhunderten Entdecker, Auswanderer, Händler und Gefangene – im Gepäck immer auch die Musik ihrer Heimat, die sich in fernen Häfen zu etwas Neuem entwickelte. Vom 12. bis 17. April legt nun die Elbphilharmonie in Hamburg, der Stadt mit dem drittgrößten Hafen Europas, mit dem Festival »Transatlantik« den Fokus auf Klänge, die in den Begegnungen europäischer, afrikanischer und amerikanischer Identität entstanden sind. Von den 13 Konzerten sind acht bereits ausverkauft, etwa der Auftakt mit dem Gambisten Jordi Savall sowie die Konzerte des Ensemble Resonanz und der Fado-Sängerin Mariza. Tickets für fünf weitere zum Festival gehörende Konzerte gehen am 15. Februar in den Verkauf: Für die Hot 8 Brass Band aus New Orleans, für Bassekou Kouyaté, den Meister der westafrikanischen Langhals-Spießlaute Ngoni, für die Family Atlantica aus London, für den kubanischen Jazz-Pianisten Omar Sosa mit der NDR Bigband und für den Chorus sine nomine.
WEGE UND SPUREN
Das Festival startet mit einer musikalischen Erkundung der Routen der Sklaverei von Afrika nach Amerika. Jordi Savall, Meister der Gambe und ebenso sensibler wie intelligenter Erforscher der Alten Musik, ist bekannt für Konzertprogramme, in denen er geschichtliche Entwicklungen nachzeichnet. Beim »Transatlantik«-Festival kombiniert er Kriegsgesänge und Trommelklänge aus Mali, Mexiko und Europa mit Texten über die Sklaverei. Begleitet wird Savall von seinen Ensembles Hespèrion XXI und La Capella Reial de Catalunya sowie von Gastmusikern aus Afrika und Südamerika. Der Gambist Fahmi Alqhai widmet sich mit seinem Ensemble Accademia del Piacere, dem Flamenco-Sänger Arcángel und der Sopranistin Marivi Blasco jenen Liedern, die aus Spanien über die Konquistadoren in die Neue Welt getragen wurden, sich mit der Kultur der Indianer und Sklaven mischten und schließlich nach Europa zurückgelangten, wo sie Teil des Flamenco wurden. Bei den Cantes de ida y vuelta (Gesängen der Hin- und Rückwege) treten Volks- und Hochkultur in einen lebendigen Dialog.
GLAUBE UND IDENTITÄT
In Lateinamerika zählt die Misa Criolla des argentinischen Komponisten Ariel Ramirez zu den populärsten Werken christlicher Musik. Die Messe für Sologesang, Chor, Schlagzeug, Klavier und traditionelle Instrumente der Anden verbindet lateinamerikanische Rhythmen mit europäischen Elementen und wird am 14. April vom Chorus sine nomine, einem der führenden Vokalensembles Österreichs, zur Aufführung gebracht. Vorab nicht verraten wird das Detailprogramm der Konzerte des Ensemble Resonanz am 14. und 15. April. Unter dem Titel »Identity – zu den Quellen« untersucht das experimentierfreudige Residenzensemble des Kleinen Saals der Elbphilharmonie unter anderem die Verbindung zwischen Mozart und seinem »karibischen Doppelgänger« Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges.
UNDERGROUND-MUSIK
Porteños (Leute des Hafens) werden die Bewohner von Buenos Aires genannt, jener Metropole, in deren zwielichtigen Vierteln der argentinische Tango entstand. Eine der schillerndsten Figuren dieser Musik heute ist Melingo, der im September des vergangenen Jahres sein neues Album »Anda« herausgebracht hat und es am 13. April in der Elbphilharmonie vorstellt. Seine Texte handeln von dubiosen Machenschaften und dem Alltag seines Barrios. Fast 10.000 Kilometer entfernt von Buenos Aires, am anderen Ufer des Atlanik, entstand in den armen Vierteln Lissabons Anfang des 19. Jahrhunderts der Fado – eine Musik ursprünglich für Seeleute, Zuhälter und Bohemiens, die von Armut und Schmerz, Liebe und Lust erzählt. Eine der bedeutendsten Fado-Sängerinnen der Gegenwart ist Mariza, 1973 in Mosambik geboren und in Lissabon aufgewachsen. Mehrfach hat Mariza in Hamburg schon für Begeisterungsstürme gesorgt, auch ihr Konzert beim »Transatlantik«-Festival ist bereits ausverkauft.
HOT BRASS, CUBAN JAZZ UND AFRO-ROCK
Aus New Orleans reist am 16. April die Hot 8 Brass Band an. In ihrer Heimat erging einst ein Gesetz gegen Einwanderer mit afrikanischen, französischen und spanischen Wurzeln. Die Diskriminierung führte dazu, dass Afroamerikaner und Kreolen gemeinsam Musik machten und so die Grundlage des New Orleans Jazz schufen. Die Grammy-nominierte Hot 8 Brass Band erzählt Geschichten von den Straßen ihrer Stadt. Den Sound der traditionellen Blaskapellen verwebt sie mit Hip Hop und Funk. Lebhaft und wild ist auch die Musik der Family Atlantica. Die Band aus einem ehemals verrufenen Viertel in London vermischt Einflüsse aus Afrika und Südamerika zu ihrem eigenen, sehr groovigen Stil. »Cosmic Unity«, der Titel ihres zweiten Albums, spiegelt wie die Band selbst das interkontinentale Wesen ihrer Heimatstadt wider. Von Kuba über Ecuador an die amerikanische Westküste und nach Europa: Mit transatlantischen Wegen kennt sich der Pianist Omar Sosa gut aus. Musikalisch pendelt er zwischen Latin Jazz, den afrikanischen Wurzeln der kubanischen Musik, europäischer Klassik und Hip Hop. Gemeinsam mit der NDR Bigband präsentiert er am 17. April sein Projekt »es:sensual«. In die Tradition der Griots (Musiker und Geschichtenerzähler) hineingeboren, spielt Bassekou Kouyaté aus Mali am 16. April mit seinem Ensemble Ngoni Ba das Publikum in Trance. Kouyaté hat die Ngoni, die traditionelle Langhals-Spießlaute, elektrifiziert und bringt sie mit einem Wah-wah-Pedal und seiner unnachahmlichen Spielweise in nächste Nähe des Blues.
TANZEN IN DEN TROPEN
In den Süden Amerikas, genauer: in den Urwald von Argentinien reist das Publikum des Kinderkonzerts »Tanz und Tapir« am 15. April. Dort wächst eine Blume, die nur von Tanz und Musik lebt. Mit Klängen des Tango-Komponisten Astor Piazzolla bewässern die drei Musiker Marcelo Nisinman (Bandoneon), Pirkko Langer (Violoncello) und Maurizio Grandinetti (Gitarre) die außergewöhnliche Blume. Unterstützt werden sie dabei von zwei Tangotänzern. »Tanz und Tapir« ist eine Produktion des Luzerner Sinfonieorchesters.
SEMINAR »MUSIK AUS AMERIKA«
Dass die Musikgeschichte der Neuen Welt gänzlich anders verlief als die des alten Europa, beleuchtet das Seminar »Musik aus Amerika«. War sie zunächst noch auf Importe wie Antonín Dvořák und Igor Strawinsky angewiesen, übernahm sie im 20. Jahrhundert in vielerlei Hinsicht selbst die Vorherrschaft: Jazz, Pop, Filmmusik, neue Klassik. Ein Kurs für interessierte Entdecker, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
21.3.-27.6.2017 / Di 18-19:30 Uhr / Elbphilharmonie Kaistudios
Dozent: Dr. Eberhard Müller-Arp / Kursgebühr: € 220
inkl. drei ausgewählter Konzertbesuche
In Kooperation mit dem Hamburger Konservatorium
Konzertkalender und weitere Informationen unter www.elbphilharmonie.de
Tickets ab 15. Februar 2017
unter www.elbphilharmonie.de
an den Vorverkaufsstellen der Elbphilharmonie
sowie an allen weiteren bekannten Vorverkaufsstellen