Verdichten und Verblassen
Informationen aus dem Kesselhaus
Es ist ein gewohntes Bild im Kesselhaus seit mehr als zehn Jahren: Moderator Markus Birzer versucht ein paar Informationen aus den Anwesenden herauszulocken, gefolgt von einer meist erstaunlichen Fülle an Details zum aktuellen Geschehen in der HafenCity durch Jürgen Bruns-Berentelg. Im Laufe der Jahre und mit dem Wachsen der HafenCity, schlicht bedingt durch die bloße Anzahl gleichzeitiger Projekte, bleibt meist nicht viel Zeit, sich an einzelnen Punkten aufzureiben, über siebzig Präsentationsseiten wollen gezeigt werden. Die Orte verschieben sich, die Mehrzahl der vorgestellten Projekte findet nicht mehr in der westlichen HafenCity statt, der Baakenhafen und das östliche Ende der HafenCity bilden den Schwerpunkt, und doch, auch im Westen gibt es immer noch etwas Neues, Strandkai, Überseequartier und der Verkehr begleiten die Veranstaltung seit Jahren – und werden es auch noch für Jahre tun.
Wenn man sich auf die reine Information beschränken würde – es würde schnell langweilig sein. Es fällt selbst interessierten Beobachtern schwer, die Besonderheiten der jeweiligen Entwürfe neuer Bauten zu erkennen, natürlich sind sie immer der große Wurf – oder zumindest so gut, dass der eine oder andere Tipp bei der Gestaltung sie dazu macht. Jede der Erdgeschoßflächen bekommt natürlich ganz tolle Nutzungen und eine gemeinsame Tiefgarageneinfahrt für das gesamte Baufeld ist eine richtig gute Erfindung. Ist sie tatsächlich wie man im Vergleich zum Kaiserkai mit seinen vielen Einfahrten sehen kann, und jetzt wird sie endlich zum Beispiel beim Neubau von Gruner & Jahr am Lohsepark realisiert. Interessanter als diese Art schnöder vordergründiger Information ist das „Zwischen den Zeilen“ lesen. Was hat BB in letzter Zeit besonders geärgert, besonders viel Arbeit gemacht? Ein heikles Thema schien die Ansiedlung eines Discounters am Quartierszentrum am Baakenhafen zu sein – und zwar aus Sicht der anderen Nahversorger wie Edeka oder Allnatura, die bekanntermaßen ob der sowieso schon prekären Ertragssituation auf zusätzliche Konkurrenz verzichten können.
Trotzdem scheint es geglückt zu sein, beides am Baakenhafen zu etablieren. Und da wäre noch die farbliche Qualität der Visualisierungen einiger architektonischer Entwürfe – und die Schlampigkeit der Bauherren bei der Verdichtung der Flächen, die zuvor für den Tiefbau mit aufgegraben wurden und für die Herstellung öffentlicher Flächen wieder an die HafenCity GmbH zurückgegeben werden müssen. Und sonst? Der Schulsenator kümmert sich höchstpersönlich um die Entwürfe für die Stadtteilschule und wird demnächst die Ergebnisse seiner Überlegungen präsentieren, ein Smiley und die Kibbelstegbrücke spielen demnächst eine Rolle und Märchen werden ganz neu erzählt werden.