Louis, Carl und der neue Gewürzkönig
Kolonialwaren nicht mehr nur in der Speicherstadt
Wenn mit Albert Darboven und Horst Rahe zwei Hamburger Wirtschaftskapitäne in das Carls in der HafenCity einladen, muss es um etwas Besonderes gehen. In diesem Fall um das Produkt einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit die seit Dezember im Carls und im Louis C. Jacab zu erwerben ist.
Auslöser für dieses Engagement war der Wunsch, aus dem Carls, der Dependance des Louis C. Jacob in der HafenCity, einen Ort zu machen, in dem man sich wohl fühlt und in dem ein Stück des ursprünglichen Hafens eingefangen wird. Ein alter Hamburger Schiffsausrüster war der Ideengeber für Horst Rahe und Jost Deitmar, in dessen Laden es immer herrlich nach Kaffee und Gewürzen roch und sich die Waren bis an die Decke stapelten. Rahe, dessen Hamburger Büro sich jetzt im vierten Stock über dem Carls befindet, leitet dann auch scherzhaft zum zweiten Akteur dieser Partnerschaft über.
Auf der Suche nach einem Lieferanten für Gewürze für den Kolonialwarenteil des Carls stiessen sie per Zufall auf ein neues Geschäftsfeld eines weiteren großen Hamburgers, Albert Darboven. "Sozusagen vom Kaffeekönig zum Gewürzkönig" erläutert Horst Rahe und Jost Deitmar nimmt den Faden auf. Als sie von dessen Kauf einer Gewürzmühle für Qualitätsgewürze in Süddeutschland gehört hätten, habe man kurzentschlossen telefoniert und einen Termin verabredet. In einer Bibliothek war man sich dann schnell handelseinig geworden, die Chemie stimmte und in den Gewürzen war keine Chemie, nicht genmanipuliert und sie waren frei von Pestiziden.
Albert Darbovens erster Gedanke beim auslösenden Telefongespräch war aber ein anderer: "Das Louis C. Jacob ruft an? Schmeckt mein Kaffee nicht mehr?" Doch die Sorge war unbegründet, seine Investition in eine süddeutsche Gewürzmühle sollte sich auszahlen. Deren Vorbesitzer wollte nach Brasilien auswandern und Albert Darboven half diesem sich von seiner Gewürzmühle zu "befreien". Schon der Gründer von J.J.Darboven, Johann Joachim Darboven handelte 1868 mit Gewürzen und diese Tradition wollte er wieder aufnehmen. Die Kombination von Kaffee- und Gewürzhandel ist in Hamburg durchaus nicht ungewöhnlich, auch heute gibt es noch den einen oder anderen Händler dieser Couleur.
Ein besonderes Augenmerk wurde auf das Design der Gewürzdosen gelegt. Entgegen der sonst im Hause Jacob vorherrschenden Gewohnheit Design in Arbeitskreisen innerhalb des Hauses zu entwickeln wurde bei den Dosen die renommierten Produktdesigner der Hamburger Agentur "wertmarke" zu Rate gezogen. Und der Erfolg verblüffte selbst die Optimisten im Team von Jost Deitmar. Innerhalb von sechs Wochen wurden über 1.000 Dosen an den Mann beziehungsweise Frau gebracht, und das ganz ohne Werbung. Man sieht allen an, dass sie jetzt an mehr denken. "Anfragen von einer ganzen Reihe von Versnadhändlern lägen auch schon vor".
Für die Auswahl und Zusammenstellung der Gewürze ist Thomas Martin verantwortlich, Chefkoch im Louis C. Jacob. Seine und die Lieblingsmischung der Käufer ist "Raz el Hanout", eine Gewürzmischung aus Marokko für typisch orientalische Gerichte und der besonders aromatische Bergpfeffer aus Tasmanien. Die 44 exklusiven Gewürze sind in fünf Kategorien eingeteilt, darunter auch Gewürze für Süsses und Dessert. Mit Lebkuchengewürz und "Hot Cocoa" kommen Gewürze in die Küche, die jede Nachspeise verfeinern, und im Falle von Lebkuchengewürz sich auch mal in eine Bratensosse verirren. Noch nicht käufllich zu erwerben ist der Gewürzwein, ein weiteres Ergebnis der neuen Leidenschaft für Gewürze in der Jacobs-Familie. Probeweise ausgeschenkt schmeckte man sofort die Philosophie hinter dem Wein. "Früher wurden Gewürze schlechtem Wein beigefügt um ihn trinkbar zu machen, heute kommen gute Gewürze in guten Wein" so Küchenchef Thomas Martin.
Auch Thomas Martin ist wie fast alle Anwesenden von der HafenCity begeistert. Wie Horst Rahe kommt er immer wieder gerne an das Wasser, Horst Rahe wechselt sogar immer häufiger in sein Büro im vierten Stock. "Hier ist noch klassischer Hafen mit Stückgutumschlag, und wenn mal nichts los ist gibt es ja immer noch die Baustelle der Elbphilharmonie". Auch Albert Darboven wird von Zeit zu Zeit in der HafenCity gesehen.
Die Gewürze sind ab 7,50 Euro zu haben, inklusiver der schicken Dosen. Ein ideales Mitbringsel oder Geschenk für kochende Freunde oder für die eigene Küche. Das teuerste Gewürz unter den 44 großen und kleinen Dosen ist der tasmanische Bergpfeffer, für 130 Gramm muss man 19,80 Euro berappen. Einen Küchentipp gibt Thomas Martin dann noch mit auf den Weg. Hausgemachtes Curryöl ist besonders lecker. Curry Jaipur oder Curry Mumbai eine Stunde mit gutem neutralen Öl simmern lassen und dann drei Stunden ziehen lassen, abfüllen und fertig ist ein klasse Zutat für Salate und Brot.
Mehr zum Thema Gewürze natürlich im Gewürzmuseum in der Speicherstadt