Zweites Leuchtturmprojekt in der Kritik
HafenCity Universität zweite Elbphilharmonie?
Statt 37 Millionen kommen nun 85 Millionen Euro beim Bau der HafenCity-Universität auf den Steuerzahler zu, lautete die Schlagzeile und manch ein Bürger fühlte sich sofort an die explodierenden Baukosten der Elbphilharmonie erinnert. Neben der Diskussion wegen mangelnder Anzahl von Räumen und fehlender Tiefgarage geriet damit das zweite, wenn man die zweifelhafte Zukunft des Science-Centers mitzählt, sogar das dritte Leuchtturmprojekt unter den sezierenden Blick der Öffentlichkeit.
Doch wie schon beim Bau der Elbphilharmonie verrät der Blick hinter die Kulissen, dass es mindestens zwei wenn nicht noch mehr Wahrheiten zu einem Thema gibt. Im Falle der HCU treffen verschiedene Interpretationen des Kostenbegriffes aufeinander. Die zitierten 37 Millionen Euro Ausgangskosten waren die Kosten, die 2006 für den Architektenwettbewerb als Kostenrahmen vorgegeben waren, die 85 Millionen Euro sind Kosten, die jetzt ohne Abzüge und Gegenrechnungen anfallen würden.
Wie kommt man auf zwei so unterschiedliche Interpretationen von Zahlen? Die Behörde für Wissenschaft und Forschung geht in einem am 23.3.2009 erschienen Schreiben von Kosten von knapp 66 Millionen aus. Dabei rechnet sie die Kosten für den Grundstückskauf nicht mit in die Gesamtkosten, da diese durch den Verkauf von Grundstücken aus dem Bestand der Behörde gegenfinanziert werden würden. Tatsächlich würde es, so die Argumentation der Stadt, nur eine tatsächliche Kostensteigerung von 11 Millionen Euro geben, nämlich die Differenz zwischen den 2006 errechneten Gesamtbauvolumen von 55 Millionen Euro und dem heutigen Volumen von 66 Millionen Euro.
Kritikern dieser Rechnung wird außerdem vorgehalten, dass bei einer Renovierung der heutigen Bauten der HCU an der Hebebrandstrasse auch über 40 Millionen Euro Baukosten anfallen würden, und man "durch einen architektonisch anspruchsvollen Neubau in exponierter Lage die besondere Baukultur Hamburgs“ hervorheben kann.
Es scheint, als müsse man sich damit abfinden, das öffentliche Bauten besonderen Kostengesetzen unterliegen, und paradox klingende Begründungen wie „volle Auftragsbücher der Bauwirtschaft führen zu Kostensteigerungen wegen hoher Nachfrage“ in Zeiten von Finanzkrise und Kurzarbeit zumindest Staunen bei den Bürgern auslösen. Vieles vom täglichen Getöse in dieser Richtung ist aber auch schlicht früher Wahlkampf, wo nicht mehr auf genaue Differenzierung geachtet wird und es egal ist, ob Bürger noch genau hinsehen und andere Projekte durch Diskreditierung möglicherweise gar nicht mehr realisiert werden.
Dabei wäre der Dreiklang Elbphilharmonie, Science-Center und HCU doch ein Aushängeschild für Hamburg in vielen Aspekten und alle drei kosten zusammen nicht annähernd soviel wie die Stadt Hamburg an Risiken bei der HSH Nordbank trägt. Und von der strittigen Dividende über 200 Millionen Euro könnten zwei der drei Projekte realisiert werden.