Wahlkampf in der HafenCity

Kamera-Gedrängel vor der Bühne
Kamera-Gedrängel vor der Bühne
Die Magellan-Terrassen als Politarena

Wie die Bundestagswahl ausgegangen ist, ist inzwischen bekannt, immerhin einer der Kanzlerkandidaten und zwei demnächst ehemalige Bundesminister nutzten die HafenCity um Wahlkampf zu machen. Frank-Walter Steinmeier und Olaf Scholz kamen, und mit ihnen viel Hamburger SPD-Prominenz und prominente Unterstützer. Neben Hark Bohm und Tim Renner waren alle Hamburger Bundestagskandidaten vor Ort und auch Altbürgermeister Hans-Ulrich Klose und Dorothea Stapelfeld saßen zu Füssen ihrer Kandidaten auf den Magellan-Terrassen. In der Menge: Bezirksamtschef Markus Schreiber und natürlich die nicht wenigen SPD-Mitglieder aus der HafenCity.

Hark Bohm - ein Unterstützer Steinmeiers
Hark Bohm - ein Unterstützer Steinmeiers
Für Fotografen und Journalisten kein einfaches Umfeld. Die Bühne ist nur von wenigen Plätzen einsehbar, nur mit offizieller Akkreditierung kommt man in die Nähe der Kandidaten. Zwei Bundesminister bedeutet auch: Sicherheitscheck und Kamerataschenkontrolle. Gleich am Anfang der erste Fauxpas –Zur Sicherheitskontrolle gehört auch ein Funktionstest der Kamera. Was ist naheliegender als den Sicherheitsmann zu fotografieren? Der aber wehrt ab und verweist mich fast des Platzes. Sein wohlmeinender Ratschlag für die Zukunft :“Nie die Security auf Veranstaltungen fotografieren!“.

Hans-Ulrich Klose wurde wieder direkt gewählt
Hans-Ulrich Klose wurde wieder direkt gewählt
Der Platz für die Fotografen und Kamerateams hat ungefähr die Größe eines mittleren Wohnzimmers. Hier drängeln sich dutzende von Fotografen, Journalisten, Ton- und Kameraleute. Wer als Fotograf nicht rechtzeitig eingetroffen ist, hat die Puschel der Tonangeln der Fernsehteams vor der Nase und ergo auch vor der Linse. Wohl dem, der etwas größer geraten ist und mit ein wenig Übung auch blind mit über Kopf gestreckter Kamera noch einigermaßen zielen kann. Verzweifelte japanische und indische Fotografen versuchen weiter nach vorne zu kommen oder auf das Absperrgitter zu klettern. Versuche dieser Art werden rigoros von der Security unterbunden. Auch der Versuch sich unter die Ehrengäste zu mischen wird nicht gerne gesehen. Hier oder gar nicht ist die Devise.

 

Eine ganz kleine Gegendemonstration
Eine ganz kleine Gegendemonstration
Der Kanzlerkandidat erscheint oben auf den Magellan-Terrassen in der Nähe des Info-Pavillions und eine Gasse aus Sicherheitsleuten und Jugendlichen in Frank-Walter Steinmeier T-Shirts bildet sich. Die eben noch auf 30 Quadratmetern verteilten Fotografen drängen sich auf 5 Quadratmetern Richtung Außeminister und Arbeitsminister. Die armen indischen und japanischen Kameraleute ziehen wieder den kürzeren. Zwar stehen sie zur richtigen Seite der Absperrgitter, aber durch die umgebenden Menschen sind beide nur für größere Fotografen sichtbar. Immerhin, für einen Moment bildet sich eine Gasse für die Fotografen und fast alle kommen zu ihrem Recht.

Scholz, Steinmeier und Kahrs
Scholz, Steinmeier und Kahrs
Die Augen aller Journalisten kreisen suchend in die Runde. Ein Flashmob war doch angekündigt, wie kurz zuvor bei der Kanzlerin auf dem Gänsemarkt, als lautes „Yeah, Yeah“ die Aussagen von Angela Merkel begleitete. Kurze Irritation, als die links von der Bühne sitzenden Hörbehinderten Plakate mit klatschenden Händen hochhalten – Flashmob? – Wohl doch nicht. Auch die zwei einsamen Gegendemonstranten die für ein Hartz-4 Bier werben gehen nicht als Flashmob durch. Wo ist er also? Später lüftet sich der Nebel und des Rätsels Lösung erscheint in Form eines Nachbar, der sich mit einer Verdi-Trillerpfeife beteiligen wollte. Schon beim ersten Versuch wurde er eindringlich von Security, Verfassungsschutz oder SPD-Saalordnern aufgefordert worden, derlei Lautäußerungen zu unterlassen.

Links Ilkhanipur - nicht gewählt
Links Ilkhanipur - nicht gewählt
Stellt sich noch die Frage nach dem wieviel? Laut SPD sollen 4.500 Menschen auf den Magellan-Terrassen gewesen sein. Kenner des Platzes halten diese Zahl eher für unwahrscheinlich, ist letztendlich aber auch egal. Erst aus der Presseperspektive vor der Bühne wird die Zusammensetzung des Publikums klar. Die Hälfte der Treppen ist für Ehrengäste, sprich altgediente SPD-Mitglieder, reserviert. Einfach die Zahl dieser Gäste verdoppeln und man käme auf korrekte Zahlen. Doch das ist jetzt, nach der Wahl auch irrelevant.