Michy Reincke - ein Hamburger KulturleuchtturmMichy Reincke und seine Lausch Lounge
Wer Michy Reincke in seinem Wohnbüro in Winterhude besucht wird überrascht sein wie bodenständig einer der zentralen Dreh- und Angelpunkte guter Musik in Hamburg lebt. Der Macher der Lausch Lounge, die am 10.Dezember in der Katharinenkirche gastiert, ist ein Beispiel dafür, das im Zeitalter von Castingshows und „Deutschland sucht den Superstar“ gute Musik nicht zwangsläufig zu Reichtum führt. Das ist dem Musiker und Produzenten durchaus bewußt. „In Deutschland wird Erfolg mit Quantität gleichgesetzt.
Zusammen mit Frank Engelbrecht eine Bank in der KatharinenkircheWer viel Geld verdient gilt als clever und dessen Musik muss auch gut sein. Die Folgen dieses Zeitgeistes hört man jeden Tag im Radio, wo Computerprogramme die Musik bestimmen die gespielt wird“. Nicht die Musik steht im Vordergrund des Interesses, sondern Nachrichten über Brustvergrößerungen, Skandale und wer Slips trägt und wer nicht. Seine Forderung nach der Rückkehr der Musikredakteure ist für jeden echten Musikliebhaber nachvollziehbar. Die Idee, die hinter der Lausch Lounge steckt will diesem Zeitgeist entegegenwirken. Zusammen mit seinem Kumpel Hasko Witte organisiert er seit 2004 Konzerte mit Künstlern, bei denen nicht die Oberweite, sondern die Musik im Mittelpunkt steht – Künstlern, die in der Lage sind, auch ohne Harmonizer und elektronischer Nachbearbeitung ein Publikum zu begeistern.
Wo Zuschauer auch Zuhörer sindDass das kein einfaches Geschäft ist, zeigt sich auf den Touren der Lausch Lounge im weiteren Hamburger Umland. „Da haben wir auch schon vor 25 Leuten gespielt – weniger Köpfe als der Troß, der die in der Regel aus vier Künstlern bestehenden Truppe begleitet“. Da ist die Katharinenkirche ganz anders und die absolute Hochburg der Lounger. „Bei der letzten Lausch Lounge waren über 400 Zuhörer in der Kirche – absoluter Rekord“ und erweitert das Lob für den ungewöhnlichen Veranstaltungsort: „Der sakrale Raum fordert die Künstler zu Höchstleistungen heraus“. Michy Reincke und Hasko Witte wissen dann auch vorher nie, welcher der Künstler das Highlight des Abends wird. Der ungewöhnliche Raum und die anspruchsvolle Akustik führen dazu, dass das Arrangement überarbeitet werden muss, häufig auch die Geschwindigkeit verändert wird.“Die Raumakustik muss gesurft werden“. Es entstehen Solitäre, die überraschend sind.
Wo Musik noch mit der Hand gemacht wird - die Lausch LoungeDie anspruchsvolle Akustik der Kirche fordert auch die Tontechniker. „Aber mit den Delay-Strecken und mehr Lautsprechern und weniger Lautstärke haben wir den Raum jetzt im Griff und fördern noch den Charakter der Lausch Lounge“. Dazu kommt der Respekt der Zuschauer in Anbetracht der Kirche. „In solchen Momenten bläst einem die Kunst das Hirn weg“. Wer jemals in einer Lausch Lounge war, kann diese Aussage nur bestätigen. Für 12 Euro erlebt man neue Musik von unbekannten und immer guten Künstlern, man muss sich nur überraschen lassen können und offen sein für neue Erfahrungen. Vielleicht ein Grund, warum die Lausch Lounge im Umfeld der HafenCity so erfolgreich ist.
Auch ein gern gesehener Gast in der Lausch Lounge - die Familie ClasenÜber die Vorfreude auf die Lausch Lounge gerät fast in Vergessenheit, das Michy Reincke auch selbst Musik macht. Gerade hat er ein neues Album fertig gestellt mit dem passenden Titel „Jetzt ist schön“. Sein neuntes Album als Solo-Künstler nach seinen Zeiten bei „Felix de Luxe“ und natürlich wieder mit Gast-Auftritten „seiner“ Künstler und Weggefährten bei Rintintin. Stefan Gwildis, Regy Clasen, Anna Depenbusch und die unvergleichlichen Fjarill Aino Löwenmark und Hanmari Spiegel waren neben neben den Auftritten auf seiner CD natürlich auch schon Gäste in der Lausch Lounge. Er selbst ist auch auf Tour mit dieser CD. Ein riesiges Tour-Programm wird absolviert, dass ihn am 22. Und 23.Dezember gleich zweimal ins Schmidts Tivoli führt und im Januar mehrfach in die Hamburger Peripherie.
