Wer jetzt bei der sperrigen Nora an eine Walküre denkt liegt allerdings völlig daneben – weder Nora Götting noch Mariha passten äußerlich in diese Kategorie. Doch musikalisch lagen Welten zwischen den beiden. Bei der Advents-Lausch-Lounge in der Katharinenkirche wurden die Zuschauer wieder von Michy Reinckeauf eine Entdeckungstour geschickt und es war für jeden Geschmack etwas dabei. Der ziemlich erwachsene und abgeklärte Pop von Mariha dürfte für die meisten etwas gewesen sein, während der sehr kopflastige Chanson von Nora Götting eher Fans angesprochen hat und der, wenn er kommerziell erfolgreich werden möchte sicher noch das eine oder andere Feintuning vertragen könnte.
Nora GöttingDie Lausch Lounge selbst braucht das nicht. Was Michy Reincke, Hasko Witte, und im Falle der Katharinenkirche auch Pastor Frank Engelbrecht, da auf die Beine gestellt haben bedarf keiner Verbesserung. Selbst die Umbaupausen geraten für das Publikum zu unterhaltsamen Episoden, wenn Frank Engelbrecht aus dem kleinen König Dezember vorträgt und Passagen aus seinem Leben einflicht – große Unterhaltung.
MarihaGisbert zu KnyphausenDoch zurück zur Musik, außer den beiden Damen gab es da auch noch mehrere Herren in Gestalt der Musiker der Band Tanner und Gisbert zu Knyphausen. Auch hier ein gegensätzlicher Ansatz zur Unterhaltung. Tanner brachte in kleiner Besetzung fast schon jazzigen Pop in der Besetzung Rhodes, Gitarre und Trompete der gefällig war und neugierig darauf, wie das Ganze mit großer Besetzung klingen mag. Nicht dass es nicht sehr gut gewesen wäre aber man hatte eine Ahnung was hier noch eine treibende Rhythmus-Sektion anstellen kann. Mit Sicherheit ein Tipp für einen Konzertgang, wenn die Jungs das nächste Mal in Hamburg spielen. Gisbert zu Knyphausen ist da ein etwas anderes Kaliber. Zu Knyphausen hat schon einen Namen in Hamburg und eine große Fangemeinde, er wird gerne mit Sven Regener von Element of Crime verglichen. So wie er auf der Bühne erscheint, mit aktuellem Vollbart und hellblauem Pullover, schüchtern in das Mikro spricht, kann man sich schon vorstellen wieso er eine so große Fangemeinde hat. Ein wenig könnte er und sein Gitarrist noch an ihrem Überleitungsverhalten feilen – wenn man schon jedes Mal die Gitarre stimmen muss, sollte man ein wenig währenddessen mit dem Publikum interagieren – aber anspruchsvolle Texte und Musik sind vielleicht auch unterhaltend genug und regen die Fantasie an.
Pastor Frank Engelbrecht Mariha überzeugte auf jeden Fall. Wer ein Popsternchen erwartet hatte wurde positiv überrascht. Begleitet von Johannes Wennrich, der auch schon mit Anna Depenbusch gespielt hat und einem Kontrabassisten zog Sie das Publikum in ihren Bann, flirtete mit ihm und erzählte Geschichten. Erwachsen und gut anzuhören – Zum Weiterhören ein heisser Tipp, den man sich als vorweihnachtliches Geschenk am 21.Dezember in der Fabrik stellen kann. Ein Glück das Michy Reincke und Hasko Witte die Lausch Lounge nicht abgesagt haben, es wäre wirklich schade gewesen, denn bei Dauerregen war dieses Konzert ein Licht im Dunkel und eine gut gefüllte Kirche zeigte, dass die Lausch Lounge ihren festen Fan-Kreis gefunden hat.
