Wilhelm Busch zum Auffrischen

Felix Oliver Schnapp und Frank Roder
Felix Oliver Schnapp und Frank Roder
Dumme Gedanken hat jeder!

Wer kennt sie nicht – Max und Moritz, die Witwe Bolte, Hans Huckebein und die fromme Helene. Bilder, die sich in der Kindheit eingeprägt haben, und die auch als Erwachsene immer wieder Spaß gemacht haben. Rudimentäre Reime haben sich auch in Köpfe verankert, die sonst Gedichten nicht besonders zugänglich waren. Julia Schmidt, Frank Roder und Felix Oliver Schepp haben sich Wilhelm Busch noch einmal vorgeknöpft und das Beste aus den Untiefen seines Schaffens extrahiert.

Eben geht mit einem Teller
Witwe Bolte in den Keller,
Daß sie von dem Sauerkohle
Eine Portion sich hole,
Wofür sie besonders schwärmt,
Wenn er wieder aufgewärmt.

Wenn Frank Roder auf dem Theaterschiff im Nikolaischiff zur Witwe Bolte wird, bleibt kein Auge trocken. Roder wirkt wie aus einer Busch-Zeichnung entsprungen und schafft es auch als fromme Helene dem Publikum den Verswitz begreiflich zu machen.

Max und Moritz machen de Witwe Bolte zu schaffen
Max und Moritz machen de Witwe Bolte zu schaffen
»Helene!« – sprach der Onkel Nolte –
»Was ich schon immer sagen wollte!
Ich warne dich als Mensch und Christ:
Oh, hüte dich vor allem Bösen!
Es macht Pläsier, wenn man es ist,
Es macht Verdruß, wenn man's gewesen!«
»Ja leider!« – sprach die milde Tante –
»So ging es vielen, die ich kannte!
Drum soll ein Kind die weisen Lehren
Der alten Leute hochverehren!
Die haben alles hinter sich
Und sind gottlob! recht tugendlich!« –

Julia Schmidt im Kreis ihrer Akteure
Julia Schmidt im Kreis ihrer Akteure
Mit verteilten Rollen deklamiert sich Busch umso besser und so ergänzt Felix Oliver Schepp Roders tun gut. Einzig die als Übergang gedachten „Buschrätsel“ sind nur mäßig witzig, stören tun sie aber auch nicht. Ein sehr unterhaltsamer Abend auch mit unbekannteren Wilhelm-Busch-Reimen, die trefflich von Regisseurin Julia Schmidt zusammengestellt wurden. Wer Spaß am schwarzen Humor von Busch hat wird bei diesem Abend auf seine Kosten kommen. Julia Schmidt, so scheint es, hatte auch gerade an diesem Aspekt von Wilhelm Busch besonderes Interesse und so sterben die Helden in Scharen und auf meist perfide Art und Weise.

Früher, da ich unerfahren
Und bescheidner war als heute,
Hatten meine höchste Achtung
Andre Leute.
Später traf ich auf der Weide
Außer mir noch mehr Kälber,
Und nun schätz ich, sozusagen,
Erst mich selber.

Die fromme Helene stiftet Unheil
Die fromme Helene stiftet Unheil
Julia Schmidt ist nicht nur Regisseurin, sondern auch vielen auch durch ihre Arbeit als Schauspielerin bekannt. In fast allen deutschen Krimiserien war sie schon zu sehen, über „Tatort“ und „Bella Block“ bis zu „Poilzeiruf 110“. Dumme Gedanken laufen unter anderem am 28. und 29.Januar, am 7. und 25.Februar und am 11.,12.,13.März.
www.theaterschiff.de

Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich:
So hab ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.