Ärger bleibt trotz erkennbarer Fortschritte
Die Elbphilharmonie feierte Richtfest
Es wird Hamburgs imposantesten Neubau wohl bis zur endgültigen Fertigstellung begleiten: Ärger und kontroverse Diskussionen. Kaum eine Zeitung, kaum ein Sender kam im Vorfeld des Richtfestes um sich gegenseitig überbietende Schlagzeilen herum. Aber auch das Triumvirat aus Bauherren, Bauunternehmen und Architekten, sprich die Stadt Hamburg, Hochtief und Herzog und deMeuron gaben sich redliche Mühe in den Schlagzeilen zu bleiben. Der Senat setzte auf Bestreben der SPD einen Untersuchungsausschuss ein, die Architekten übergaben der Öffentlichkeit eine Mängelliste und Hochtief stellte erneut Nachforderungen. Höhepunkt der Streitigkeiten war eine Diskussion in der Laeizhalle, in der der Freundeskreis der Elbphilharmonie Vertreter aller drei Parteien zur Diskussion geladen hatte. Doch wirklich neues brachte die Diskussion auch nicht. Inzwischen haben es sich die Streithähne zur Regel gemacht über die Medien zuerst zu kommunizieren. Erst schreckte die Mängelliste der Architekten die Öffentlichkeit auf und man sah die Elbphilharmonie schon vor dem Wohnzimmerfenster zusammenstürzen, dann kamen noch ein paar Milliönchen zu den
Gesamtbaukosten von inzwischen rund 500 Millionen Euro. Der Untersuchungsausschuss wird da auch nichts wesentlich Neues mehr beitragen können außer der auch nicht neuen Erkenntnis, dass die Fehler schlicht in der anfänglichen Euphorie und der Blauäugigkeit der ersten Planungen begründet liegen – alles andere sind schlichte Folgefehler und die üblichen gut eingeübten Spielereien bei öffentlichen Großprojekten zwischen den Beteiligten. Am hoffentlich und zu erwartendem guten Ende werden sich alle die Hände schütteln und wieder Freunde sein – die nächsten Projekte stehen ja an.
Die Stadt Hamburg wird dann ordentlich Lehrgeld gezahlt haben und die unter Umständen dann andere Regierung eigene Gelegenheiten haben neue Fehler zu machen. Die spöttischen Attributierungen als „Oles Mausoleum“ sind da wenig angebracht. Den Bau hatte die Bürgerschaft vor Jahren einstimmig beschlossen.
Das Richtfest zeigt mit dem musikalischen Rahmenprogramm mit der NDR-Bigband und Trilok Gurtu sowie mit Mariza, dass die Philharmonie sich auch auf ein breiteres Publikum einstellen will und muss. Nur mit Klassik-Konzerten wird sich der spätere Betrieb sicher nicht rechnen. Am Rande des Richtfeste gab es auch eine kleine Gruppe von Demonstranten, die den Bau der Philharmonie anprangerten in Zeiten wo an anderer Stelle massiv gespart wird. Die, die sich daran stören und ein wenig in Hamburgs Zukunft sehen können, genießen das Richtfest und die damit verbundenen Live-Konzerte. Ärgern kann man sich später immer noch – wenn man es denn unbedingt will.