All that Jazz
Maritim-musikalisches Wochenende mit Regen-Intermezzo
So ganz ohne Regenguss wollte der Wettergott das Elbjazz Festival dann doch nicht davon kommen lassen: Ausgerechnet kurz vor dem Auftritt des von vielen erwarteten Headliners Gregory Porter öffnete der Himmel seine Schleusen und es regnete eine Stunde lang so heftig, dass das Konzert um eine Stunde verschoben werden musste. Die Besucher nahmen den Guss mit Humor, hatten sie doch vorher endlich richtig angenehmen frühsommerlichen Sonnenschein erlebt. Wer das Glück hatte, rechtzeitig vor der Unwetterwarnung ein trockenes Plätzchen in der Maschinenhalle oder unter dem großen Baldachin vor der Helgenbühne zu finden, konnte während des Gusses allerfeinsten Jazz von Girls in Airports oder wahlweise Diane Reeves genießen. Die, die Geduld hatten, auf das Ende des Regens zu warten, wurden anschließend belohnt: Gregory Porter lieferte das, was die Menschen erwartet hatten. Der Grammy- und Echo Preisträger zeigte mit seiner Band, wie man auch zu später Stunde Stimmung auf das Werftgelände bringen kann, eingeleitet von einem Hornkonzert der gleichzeitig im Dock liegenden Queen Elisabeth.
Das Werftgelände von Blohm+Voss war auch in diesem Jahr wieder der eigentliche Star des Festivals, wo sonst hätte man Open-Air-Konzerte bis weit nach Mitternacht verschieben können – und das bei unvergleichlicher Atmosphäre. Der andere Star des Festivals hatte im letzten Jahr wegen der Olympiade ein Jahr aussetzen müssen – schön, dass die MS Stubnitz dieses Jahr wieder das Festival mit seinen Möglichkeiten bereicherte. Bei den Beats von Ye:Solar aus Berlin tanzten Jung und Alt im Bauch des ehemaligen DDR-Kühlschiffes bis zur Erschöpfung. Rund 15.000 Besucher ließen sich auf die Entdeckungsreise durch den zeitgenössischen Jazz ein, ein großartiges Festival, bei dem diesmal auch wieder die St. Katharinenkirche eine Rolle spielte.
Kurz nach Mitternacht brachte ein Italiener dort das volle Kirchenschiff zum Staunen. Es war der Auftritt des italienischen Pianisten Stefano Bollani, der später auch noch mit der NDR Bigband spielte. Was er um Mitternacht in St. Katharinen bot, stellte klar, dass er solo am Klavier derzeit spannender und zugleich unterhaltsamer ist als selbst die namhaftesten Kollegen. Ob als Romantiker oder Avantgardist, mit hochvirtuoser Spielkultur oder bei einem haarsträubenden Medley aus vom Publikum gewünschten Songs: Bollani zeigte, was man mit einem Flügel alles anstellen kann. Tina Heine konnte selbst Bürgermeister Olaf Scholz auf dem Festivalgelände entdecken und geht hochmotiviert an die Planungen für das kommende Jahr.