Auf der Bühne und an Bord zu Hause

Chrissy Hat im Gespräch mit Felix Oliver Schepp (Foto: MK)

Felix Oliver Schepp stellt sich den Fragen von Chrissy Hat

Felix Oliver Schepp kommt aus Augsburg und wohnt seit 2009 in Hamburg. Im Februar hatte er Premiere mit seinem zweiten Solo-Abend „hopp hopp hopp“. Musik und Texte dazu kommen aus eigener Feder und bewegen sich zwischen Chanson und Klavierkabarett.

Felix, du kommst gerade von einer Reise zurück. Wie war es?
Ich durfte zwei Wochen auf dem „Traumschiff“ MS Deutschland sein und Ausschnitte aus meinen beiden Solo-Programmen spielen. Es war eine wunderbare Reise mit ganz vielen tollen Begegnungen …

Was hast du vor, jetzt wo du wieder an Land bist?
Ich bleibe am Wasser (lacht). Am 27. Juli spiele ich meinen Solo-Abend im Rahmen der Überseequartier-Konzertreihe im Bistro Paris, probe über den Sommer für ein A-capella-Projekt und spiele auf Hamburgs schwimmender Bühne „Das SCHIFF“ weiterhin regelmäßig einen Wilhelm-Busch-Abend. Im Februar hatte ich dort auch Premiere mit meinem Solo-Abend „hopp hopp hopp“. Ich fühle mich da richtig zu Hause, und ab Herbst werde ich auch eine Mix-Show dort veranstalten.

Wie ist das Konzept?
Die Mix-Show heißt „Neues aus dem Unterdeck – Newcomer entern das Schiff“. Der Abend wird jeden ersten Montag im Monat stattfinden, und ich werde ganz unterschiedliche Künstler aus den verschiedensten Genres an Bord holen. Es wird vier Haupt-Acts pro Abend geben und dazwischen kurze Auftritte für Leute, die beispielsweise zum ersten Mal etwas vor Publikum ausprobieren wollen.

In jungen Jahren schon weise

Es ist also eine weitere Plattform für junge Künstler in Hamburg?
Ja. Es ist so wichtig, sich in einer schönen und offenen Atmosphäre ausprobieren zu können, gerade, wenn man beginnt, seinen ganz eigenen Weg zu gehen. Ich durfte das zum Beispiel bei der Open Stage des Klub K. erleben. Wir vom Schiff möchten mit „Neues aus dem Unterdeck“ also jungen Künstlern eine Bühne geben, sie unterstützen. Besonders wichtig ist mir dabei aber, dass das Publikum jedes Mal mit völlig verschiedenen und vielleicht unerwarteten Eindrücken nach Hause geht …

Als Künstler hast du selbst schon sehr viel Erfahrung. Wie hat es angefangen?
Bei den Augsburger Domsingknaben. Mit zehn hatte ich meine erste Hauptrolle als Liebesgott Amor in der Oper „Orpheo ed Euridice“. Parallel zur Schule hatte ich immer viele Vorstellungen. Ich habe zum Beispiel in einem Schuljahr 40 Mal Mozarts „Zauberflöte“ in Bonn gesungen und bin jedes Mal von Augsburg mit dem Zug dorthin gefahren. Es war eine intensive Zeit, aus der ich musikalisch viel mitgenommen habe – aber auch eine gesunde Disziplin.
Nach Abi und Zivildienst wurde ich an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München aufgenommen, wo ich eine vierjährige Ausbildung in Gesang, Schauspiel und Tanz bekommen habe. Dann folgten Gast-Engagements an verschiedenen Stadttheatern und Opernhäusern.

Wie kamst du vom Theater zum Solo-Programm?
Das kam aus einer Zeit, in der ich nicht wusste, ob ich das alles überhaupt noch machen möchte. Ich war gerade frisch nach Hamburg gezogen und habe gemerkt, dass ich erst mal Wurzeln schlagen, mir ein Leben neben der Theaterwelt aufbauen möchte. Ich will nicht an diesen Beruf allein den Anspruch stellen müssen, dass er mich glücklich macht oder dass mir das reicht. Und aus dieser Phase ist der Wunsch entstanden, etwas Eigenes aufzuziehen. Jetzt habe ich meinen zweiten Solo-Abend, und ich freue mich darüber, weil ich damit meinen ganz eigenen Weg gehen kann.

Das Theater ist aber immer noch präsent in deinem Leben, nicht wahr?
Ja, sicherlich. Seit ich mich hier in Hamburg zu Hause fühle, mache ich wieder Vorsingen und Vorsprechen und arbeite hin und wieder als Gast an verschiedenen Theatern – und komme jedes Mal auch gerne nach Hamburg zurück. Es ist die erste Stadt, nach der ich Heimweh habe.

Statt auf dem Clubsessel – Bauarbeiten machten einen Ausflug notwendig

Wo findest du die Inspiration für deine eigenen Lieder?
Vor allem bei den alltäglichen zwischenmenschlichen Dingen, die uns immer wieder an unsere Grenzen bringen. Das interessiert mich. Ich mag’s, die Themen, zu denen wir vielleicht nicht so gerne hinsehen, so umzudrehen, dass man darüber lachen oder schmunzeln kann – und am besten noch über sich selbst. Die meisten Lieder entstehen so: Etwas beschäftigt mich, und ich versuche, es auf die Spitze zu treiben.

Mir gefällt das Lied über die Partner mit unterschiedlichen Tempi sehr gut.
Ach ja, Tempo, das ist ein spannendes Thema. Ich glaube, dass viele Konflikte zwischen Menschen auf unterschiedliche Tempi zurückzuführen sind. Beim Spazierengehen, beim Schaufenstergucken, beim Runterschalten nach der Arbeit. Die Schwierigkeit ist: das Tempo des Gegenübers wahrzunehmen und zu respektieren, ohne aber dabei sich selbst ausbremsen oder überrennen zu lassen. Einer meiner Lieblingssprüche ist übrigens: Schönheit ist eine Frage der Geschwindigkeit des Blicks.

************************************************
nächste Vorstellung: „hopp hopp hopp“, 27. Juli 2012, Bistro Paris in der HafenCity
ab September 2012: „Neues aus dem Unterdeck“ auf dem Theaterschiff
(jeden ersten Montag im Monat)

www.theaterschiff.de
www.bhaemm.com
www.felixoliverschepp.de