Aus Fernwärme wird Nahwärme
Frankreich vor Schweden
Der Wettbewerb um die Wärmeversorgung für die östliche HafenCity ist entschieden. Das französische Unternehmen Dalkia hat die europaweite Ausschreibung unter anderem gegen den Konkurrenten Vattenfall gewonnen. Mit einem breiten Energiemix verspricht Dalkia der HafenCity Hamburg GmbH einen Grenzwert von 89 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Wärmeleistung einzuhalten. Dieser Wert liegt fast um die Hälfte niedriger als die Werte, die mit dem dortigen Versorger Vattenfall mit dem Energiemix Gas, Solarenergie und Brennstoffzelle in der westlichen HafenCity erreicht wird. Das Konzept von Dalkia sieht ein Nahversorgungsnetz von Wärmekraftwerken unterschiedlicher Art vor.
Neben einer größeren Biomethan-Brennstoffzelle in der Nähe der HafenCity-Universität soll am Baakenhafen mit Wärmepumpen gearbeitet werden. Das eigentliche Arbeitspferd soll aber ein Holzfeuerungskraftwerk auf dem Gelände des heutigen Großmarktes werden. Dort wird heute schon in kleinerem Maßstab Holz verbrannt. Einer der Gründe für diesen Standort ist die verkehrsgünstige Lage. Geschätzte 15.500 Tonnen Altholz der Klasse A1 und A2 werden für die Wärmeerzeugung der östlichen HafenCity benötigt, die alle per LKW zum Kraftwerk geschafft werden müssen. Leistungsspitzen sollen mit konventioneller Gas- und Ölfeuerung abgedeckt werden. Unter anderem die ungünstigeren CO2-Kennzahlen des zukünftigen Kraftwerks Moorburg des Konkurrenten Vattenfall haben zur Entscheidung pro Dalkia, und gegen Fernwärme aus dem Abnehmer suchenden Kohlekraftwerkes geführt.
Wer oder was ist denn dieses Dalkia? Dalkia ist ein Tochterunternehmen des französischen Veolia Konzerns, der der Öffentlichkeit und der HafenCity durch die montäglichen Entsorgungsfahrten seiner Müllautos bekannt sein dürfte und früher unter dem Namen Vivendi agierte. Veolia ist eines der größten Unternehmen der Welt mit über 300.000 Mitarbeitern und handelt mit Wasser, Energie, Abfallstoffen und Verkehrsdienstleistungen. Das Altholz für das Holzkraftwerk von Dalkia soll von einer anderen Tochtergesellschaft von Veolia geliefert werden.
Die östliche HafenCity bekommt mit dem Konzept von Dalkia zwar eine moderne Wärmeversorgung, ein wenig löchrig ist die Entscheidung aber schon. Wenn die Stadt mit dem Kraftwerk Moorburg schon einen Kohlendioxidproduzenten im Spiel hat, der Abnehmer für die nebenbei erzeugte Wärme sucht und keinen findet, ist es eine Milchmädchenrechnung die modernen 89 Gramm pro Kilowattstunde ins Feld für eine Entscheidung zu führen. Das Kohlendioxid von Moorburg wird so oder so produziert, die Wärme ebenso. Da bedeuten auch die wenigen 89 Gramm noch 89 Gramm auf die Rechnung oben drauf. Betrachtet man die HafenCity isoliert sicher ein wünschenswertes Ergebnis und hervorragend für die Umweltergebnisrechnung, aber auch nur im stadtweiten Kontext gesehen, sieht die Rechnung ganz anders aus. Die funktioniert nur, wenn für die Wärme aus Moorburg ein anderer Abnehmer gefunden wird.