Aus Österreich ans Wasser
Ein Crashkurs in Sachen HafenCity
Der abschliessende Fototermin charakterisierte das Treffen und den Geist der HafenCity besser als jede lange vorherige Erklärung hätte schaffen können. Im fast fertigen Ladenlokal des zukünftigen Feinkostladens "die Theke" endete die Suche nach einem passenden Platz für das Shooting einer Gruppe von Gewerbetreibenden der Baugemeinschaft "Hafenliebe" an einem vernieselten Abend. Problem: Kein Licht und kein Blitz vorhanden. Architektin Iris Neitmann wusste Abhilfe und schaffte aus ihrem Auto eine zufällig vorhandene 60 Watt Schreibtischlampe heran.
Auch in der Rolle als Lampenhalter machte sie sich gut, das Ergebnis sind Bilder wie sie eben die HafenCity abseits von Elbe und Hafenromantik produziert. Iris Neitmann hat etwas geschafft, was in der HafenCity bisher Seltenheitswert besitzt. Als Architektin und Eigentümer der meisten Gewerbeeinheiten in der Hafenliebe geht die Hafenliebe mit einem komplett vermieteten Gewerbekomplex an den Start. Wer die kleine quirlige Frau kennt, weiss warum das so ist: Immer unter Volldampf und vollem Einsatz, nie ruhend bis ihr Ziel erreicht ist. Als im Winter der eigentlich vorgesehene Mieter einer Eisdiele in der Baugemeinschaft erkrankte und von seinem Engagement zurücktrat, begab sie sich höchstpersönlich auf die Suche nach einem Ersatz. Bis nach Berlin und dort in die Friedrichsstrasse führte sie ihre Suche und dort wurde sie schliesslich fündig. Sie konnte eine dort ansässige Galerie für afrikanische Gebrauchskunst für ihre Sache begeistern.
Das Art Center Berlin beherbergt eine Gruppe afrikanischer Künstler, die unter dem Namen "Friends Forever" Skulpturen aus buntem Vulkangestein in allen Größen erfolgreich international vermarktet. Neben diesem, mit Sicherheit buntesten Kandidaten in der Reihe der Hafenliebe-Gewerbemieter gibt es noch eine breite Palette von Läden. Mit LOLA eröffnet Anke Mehring den ersten Damenoberbekleidungsshop in der HafenCity. Gleich drei Geschäfte kümmern sich um die Einrichtung von Wohnungen. Neben dem separat vorgestellten Raumausstattungsgeschäft der Wageners kommen noch zwei weitere: Carpetti, ein Geschäft für Designerteppiche – nicht umsonst sind die Speicherstadt und die HafenCity Hochburg des Teppichhandels, und ein Laden für spezielle Betten aus Schweden. Hästens ist ein unter Kennern sehr beliebter Bettenproduzent. Für das leibliche Wohl sorgen Corinna und Mark Olof, die frisch aus Österreich nach Hamburg gekommen sind.
Mit Spezialitäten aus Österreich und aus der näheren norddeutschen Umgebung wollen sie die Gaumen nicht nur der HafenCity verwöhnen. Die beiden sind nicht Österreich geboren, Mark Olof ist sogar geborener Hamburger, beiden haben aber lange Jahre seit ihrer Kindheit in dem Alpenstaat gelebt und sich erst kürzlich entschieden zurück nach Deutschland zu kommen. In der Vorbereitung des Starts ihres Feinkostladens haben die beiden Monate Feldforschung zuerst bei ihren österreichischen Lieferanten und dann bei ihren Lieferanten an der Küste betrieben. Das Ergebnis ist ein Mix aus Produkten, denen allen gemeinsam das Besondere ist. Vom Wiener Schneckenkaviar, steirischem Kürbiskernöl bis hin zu Bismarckhering aus Stralsund ist viel Feines im Programm. Natürlich gibt es auch Wein aus den entsprechenden Anbaugebieten, der auch im integrierten Bistrobereich getrunken werden kann. Zentrales Element ist ein grosses bequemes Sofa im Loungebereich. Den Reigen der Neuzugänge komplettieren eine Ergotherapie- und eine Psychotherapiepraxis. Die Ergotherapeutin Astrid Netzband ist schon mit einer Praxis in Ottensen erfolgreich und expandiert jetzt in die City. Ein bunter quirliger Haufen an unternehmungslustigen Pionieren, von denen viele schon seit Jahren das Leben in der HafenCity begleiten.