Bankenkrise
Eine Demo zu den Wundern moderner Freiraumplanung
Aufmerksame Spaziergänger und Anlieger könnten sich schon gewundert haben, vielleicht ist es aber auch in der Masse der Baustellenabsperrungen untergegangen: Die Rede ist von den rot-weißen Absperrgittern, die überall in der HafenCity vor Bänken auf Treppen stehen oder auch zum Teil liegen. Es ist tatsächlich kein Kunstprojekt, sondern soll Unfälle verhindern, denn nach Ansicht städtischer Stellen bergen die in die Treppen eingearbeiteten Sitzbänke ein hohes Gefährdungspotenzial für unachtsame Passanten. Wurden bisher die Kräfte hinter diesem Schildbürgerstreich nicht genannt, wird zumindest eine Partei an dieser Posse öffentlich. Die Hamburger Behindertenverbände demonstrieren am Samstag gegen die ihrer Meinung ausgrenzenden Gestaltung der Treppenanlagen in der HafenCity. Anlässlich des europäischen Aktionstages für die Gleichstellung und gegen die Diskriminierung behinderter Menschen fordert Karsten Warnke vom LAG: „‘Wachsende Stadt‘ darf nicht auch ein Anwachsen von Barrieren bedeuten!“ und kritisiert die Freiraumgestaltung anhand der „Sitzstufen die unvermittelt in Treppenanlagen auftauchen“.„Es kann z. B. nicht sein, dass Menschen Angst haben, ohne Begleitung in unsere Hafen-City zu gehen“, empört sich Warnke. Nun haben langjährige Begleiter des Bauprozesses in der HafenCity bisher nicht den Eindruck gehabt, dass es sich bei der HafenCity um einen behindertenunfreundlichen Stadtteil handelt. In allen Bauphasen und selbst später wurde der Rat von kompetenten Stellen, nämlich Menschen mit Behinderung selbst, eingeholt und in die Gestaltung eingearbeitet.
Die meisten Wohnungen sind barrierefrei, große Fahrstühle und überwiegend klare Strukturen in der Außengestaltung stellen eigentlich ein gutes Zeugnis für den Stadtteil aus. Sicher gibt es die eine oder andere Stelle an immer noch Stelle, in der man noch nachbessern könnte, aber warum ausgerechnet die HafenCity und nicht irgendein verwinkelter Altstadtteil Ort einer Demonstration ist – man kann nur raten. Man mag es der Beliebtheit und hohen Öffentlichkeitswirkung des Stadtteils am Wasser zuschreiben, das als Folge aber die gesamten Außenanlagen der HafenCity mit rot-weißen Absperrgittern gepflastert sind, ist mit Sicherheit nicht Jedermanns Geschmack. Bis zu einer übergreifenden Einigung für eine Lösung soll dieses Provisorium aber bestehen bleiben.
Wer sich den Argumenten der Behindertenverbänden stellen möchte: Mit einer Kundgebung und einem Rundgang zu markanten Barrieren in der Hafen-City wollen die Hamburger Behindertenverbände am Samstag den 5. Mai unter dem Motto „Jede Barriere ist eine zu viel!“ ihre Forderungen nach Barrierefreiheit unterstreichen. Die LAG ruft alle Hamburgerinnen und Hamburger auf, um 14 Uhr zur Kundgebung an den Magellan-Terrassen (HafenCity) zu kommen.
Es sprechen:
Klaus Becker, Vorsitzender der LAG für behinderte Menschen,
Ingrid Körner, Senatskoordinatorin zur Gleichstellung behinderter Menschen,
Karsten Warnke, stellv. LAG-Vorsitzender.