Beginnt das pazifische Zeitalter?
Chinas Aufstieg in der Weltwirtschaft
China ist mit knapp 1,4 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde und belegt seit einigen Jahren Spitzenpositionen als produzierender Staat. Als Exportweltmeister hat China Deutschland abgelöst. Auch wenn die Wachstumsprognose gerade auf 7,5 Prozent nach unten korrigiert wurde, befindet sich China weiter auf dem Vormarsch.
Zum Jahr des Drachen feiern die Bundesrepublik Deutschland und China 40 Jahre diplomatische Beziehungen. Hierzu richtet das chinesische Kulturministerium 2012 deutschlandweit Veranstaltungen aus. Um einen eigenen Beitrag anlässlich des chinesischen Kulturjahres zu leisten, haben sich die Bertelsmann Stiftung, die Körber Stiftung sowie die Robert Bosch Stiftung zusammengeschlossen. In der Dialogreihe „Magnet China“ fand im März die Veranstaltung „Wachstum ohne Grenzen? – Chinas Aufstieg in der Weltwirtschaft“ statt. Es diskutierten der Geschäftsführer und Generalbevollmächtigte von BASF China Jörg Wuttke und Wang Shuo, leitender Redakteur des chinesischen Wirtschaftsmagazins Caixin Media.
China, ein Land mit einer jungen Bevölkerung, beschließt eine Landreform mit dem Ziel, gegen die Armut der Landbevölkerung vorzugehen. Die Städte wachsen, die Bevölkerung ist konsumorientiert. Die Chinesen, so Wang Shuo, arbeiten hart und wollen schnell so viel wie möglich erreichen. Was es nicht gäbe, sei ein Gesundheitssystem oder eine Altersversicherung – der Chinese lebe im Jetzt. China befindet sich im Wandel: Waren vor einigen Jahren ausländische Firmen im Land herzlich willkommen, sind nun die eigenen Unternehmen am Wachsen und auch international auf dem Vormarsch. China investiere im Ausland und kaufe dort auch Firmen. Werden die ausländischen Firmen im eigenen Land zukünftig in die Enge gedrängt? Oder gar verdrängt? Dies steht noch nicht zur Frage – die ausländische Expertise wird nach wie vor benötigt. Auch wenn China als Gesellschaft verrufen sei, die einfach nur andere kopiere, sei dies laut Wang Shuo nicht richtig: China sei auch innovativ, sonst wäre es nicht so erfolgreich.
Was China allerdings noch lernen müsse, wenn es im Ausland investiert, sind die Unterschiede zum eigenen Land: Wettbewerb, Transparenz und die Gesetzgebung anderer Länder müssen studiert werden, genauso wie man sich auf kulturelle Unterschiede einstellen müsse, so Wuttke: „You have to link up to the market.“ Internationale Praktiken müssten angenommen werden, ergänzt Wang Shuo. Mit einem „let’s just move there” ist es nicht getan; in Europa stieße man unter anderem auch auf Gewerkschaften, der Umgang müsse gelernt werden. Und: „Going global starts at home!“
Dass China aber wahllos in Europa investiere, wird verneint. Bevor die Europäer nicht selbst an ihren eigenen Problemen arbeiten und Lösungsvorschläge finden, werde China nicht einsteigen.
Am 26. Juni wird die nächste Veranstaltung im Rahmen der Dialogreihe stattfinden – Thema: Außenpolitik. (AF)