Beifall zum Auftakt
Die politischen Neujahrsempfänge ziehen im Wahljahr viele Gäste an
Es ist Wahljahr. Grund genug, möglichst viele Termine bei den Neujahrsempfängen der politischen Parteien wahrzunehmen. Gab es nicht schon Gerüchte über den Herausforderer der Bundeskanzlerin? Wollten nicht Eingeweihte aus zuverlässiger Quelle den Namen des neuen Hamburger Kultursenators erfahren haben? Mit welchen Themen gehen die Parteien an den Start? Und wie stark ist der Applaus der Gäste, die überwiegend der jeweils eigenen Partei angehören?
Bevor am 24. September alle wahlberechtigten mit deutscher Staatsbürgerschaft den neuen Bundestag wählen dürfen, sind bereits am 12. Februar die Mitglieder der Bundesversammlung, darunter 26 Hamburger, in der Pflicht. Die Wahl des Bundespräsidenten bietet zwar keine oder zumindest keine großen Überraschungen, eröffnet jedoch den Reigen der diesjährigen Wahlentscheidungen. Danach folgen die Landtagswahlen im kleinen Saarland (26.3.), am 7. Mai werden die nördlichen Nachbarn in Schleswig-Holstein an die Urnen gerufen und eine Woche später ist das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen an der Reihe. Das Jahr wird spannend.
Und da kann man nicht früh genug mit dem Wahlkampf beginnen: Am 8. Januar lud Katja Sudings FDP zum „Dreikönigstreffen“ nicht wie sonst nach Bergedorf ein. Da mehr Gäste erwartet wurden, fand das diesjährige Treffen in den Historischen Speicherböden in der Speicherstadt statt.
„Mehr Markt, weniger Planwirtschaft“, forderte die Hamburger Spitzenkandidatin. Der Wiedereinzug der Liberalen in den Bundestag sei ein langer und steiniger Weg, durchaus kein Selbstgänger, warnte die erfahrene Wahlkämpferin.
Als Gast reiste Wolfgang Kubicki aus Kiel an. Mit markigen Worten kündigte er an, nach der Wahl einen Untersuchungsausschluss zur HSH Nordbank zu beantragen. Er denke über eine Regressnahme bei den Beratungsgesellschaften nach, so Kubicki, den das Verhalten der Bankvorstände rasend mache.
Rund 1.100 Gäste folgten der Einladung der SPD-Bürgerschaftsfraktion in den Festsaal des Rathauses. Zu Gast Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig, der nicht nur die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern thematisierte. Insbesondere kritisierte Albig in seiner Rede, die einige Längen enthielt, die Haltung des „wütenden, alten Mannes“ Donald Trump.
Für besonderen Applaus sorgte Olaf Scholz, der im Wahlkampfmodus Merkels Begründung „Ich kenne mich aus, und die Lage ist kompliziert“ für ihre erneute Kandidatur bemängelte. „Auskennen tun sich auch andere, und kompliziert bleibt es“, sagte Scholz. „Aber einen Plan haben, das wäre keine schlechte Sache für unser Land.“
Bunt und laut ging es traditionell bei den Grünen zu. 1.200 Gäste besuchten das Event, das Farid Müller 1998 als schwul-lesbischen Neujahrsempfang initiierte. Die Spitzenkandidatin für den Bundestag Anja Hayduk setzte sich für Gespräche als Mittel der Demokratie ein, gerade mit denen, „die nicht unserer Meinung sind“. Sie wünsche sich, dass sich beim G20-Gipfel in Hamburg eine selbstbewusste und kritische Zivilgesellschaft zu Wort meldet. n CF