„Berühmte Bewohner“
Buchtipp: „Hamburg – Eine Stadt in Biographien“ von Marina Bohlmann-Modersohn
New York, London, Paris, Rom…Hamburg ist die Stadt, die in die MERIAN Serie „portraits“ einzieht. „Eine Stadt in Biographien“ lautet der Untertitel und ist mal ein anderer Ansatz, dem Leser eine Stadt zu präsentieren. Die Optik ist schön: das Hamburg-Büchlein hat einen maritimen blauen Leineneinband, den der Hamburger Michel ziert. Wie im Vorwort geschrieben, ist es nicht einfach, 20 Persönlichkeiten auszuwählen, die Hamburg geprägt haben. Die Auswahl ist dennoch gelungen: Ansgar (der Hamburg gegründet hat), Johannes Brahms, Carl Hagenbeck, Albert Balllin, Ernst Barlach, Hannelore & Helmut Schmidt finden ebenso Beachtung wie Domenica, Uwe Seeler und John Neumeier. Des weiteren gibt es einen zeitlichen Überblick und eine kleine Hamburg-Karte, auf denen entsprechend Kirchen, Plätze, Statuen und Bauten verzeichnet sind. Angereichert werden die Portraits durch farbige Abbildungen der Porträtierten und den Stätten ihres Schaffens.
Soweit, so gut.
Jetzt leider das aber….
Der Satzbau ist teilweise unbeholfen: „Als Samuel Joseph stirbt 1874…“ heißt es bei Albert Ballin. Und beim Bild des Ohnsorg-Theaters am Bieberhaus, das den Text zu Heidi Kabel begleitet, heißt es in der Bildunterschrift, dass die Schauspielerin hier 66 Jahre auf der Bühne stand – was nicht korrekt ist, stand Heidi Kabel zwar auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters, aber nicht im Bieberhaus. Hierhin ist das Theater erst 2011 gezogen.
Das Denkmal Klaus Störtebekers steht dafür längst nicht mehr am Großen Grasbrook, und statt Richtung Innenstadt schaut er jetzt von der Osaka-Allee Richtung Westen, die Elbe hinunter. Das Hinweisen auf diese Ungenauigkeiten kann man jetzt kleinlich nennen. Richtig störend sind jedoch die langen Einleitungstexte, bis es denn zum Portraitierten kommt: bevor es um Carl Hagenbeck geht, gibt es eine knapp zweiseitige Ouvertüre, die vom Elefanten Hussein handelt. Auch das wäre jetzt noch zu verkraften, wenn, erst mal bei der jeweiligen Persönlichkeit angekommen, nicht noch diverse Schlenker gemacht und Nebengeschichten eingeflochten wären, die vom eigentlichen ablenken. Auch die emotionale Note hätte sich die Autorin besser gespart: „Wenn der vornehm gekleidete Ballin (…) gemessenen Schrittes den noblen Alsterdamm entlang in sein Büro geht, das Tuten der Schiffe auf der Elbe im Ohr, muss er manchmal an seine Kindheit am Baumwall 6 denken (…). Nun denn.
Fazit: an sich eine schöne und andere Idee, eine Stadt vorzustellen, aber der inhaltlichen Umsetzung hätte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden können.
„Hamburg – Eine Stadt in Biographien“ aus der Serie MERIAN – portraits erschien bei Travel House Media. 176 Seiten, Leineneinband, Euro 16,99