Blohm + Voss

Ein beeindruckendes Bild auch im Dunkeln - die Schwimmdocks von Blohm + Voss
Ein beeindruckendes Bild auch im Dunkeln - die Schwimmdocks von Blohm + Voss
Tradition und heimliches Wahrzeichen vor dem Niedergang

Manchmal gibt es Gegebenheiten, da muss man das Undenkbare zu Ende denken, dem Schrecken ins Auge sehen und tabulos seinen Gedanken freien Lauf lassen. Eine dieser Situationen steht in naher Zukunft möglicherweise Hamburg bevor, und Hamburg ist gut beraten, rechtzeitig einen Plan B in der Tasche zu haben. Mit dem geplatzten Verkauf der zivilen Schiffbausparte von Blohm + Voss an Abu Dhabi Mar und den möglichen Ersatzinteressenten aus England und Bremen steht einmal mehr die Zukunft der Hamburger Traditionswerft und ganz Hamburgs als Werftstandort auf dem Spiel. Nüchtern und betriebswirtschaftlich betrachtet kein überraschendes Ergebnis: Deutschland als Neubau-Standort ist seit Jahrzehnten im Niedergang begriffen, einzig einige Werften mit extremem Spezial-Know-how können sich noch halten, doch der technische Vorsprung gegenüber den billigen Konkurrenten aus Fernost schrumpft kontinuierlich.

Ein Schiff in den Docks
Ein Schiff in den Docks
Man muss sich also mit der Frage vertraut machen, was wie gerettet werden kann und was wirklich wert ist, gerettet zu werden. Wie man es nicht machen sollte, dafür gibt es genügend Beispiele: Bremen kann davon ein Lied singen. Die Stadt an der Weser war einst ein florierender Werftstandort, der Bremer Vulkan eine der größten Werften des Landes. Davon geblieben ist Bremen nicht viel. Schon vor Jahrzehnten verschwand die AG Weser, den Vulkan gibt es auch schon lange nicht mehr. Einzig Lürssen – der jetzige Interessent an Blohm + Voss – behauptet sich seit Jahren in Bremen mit einem ähnlichen Produktportfolio wie Blohm + Voss. Doch was passiert, wenn die schon angeschlagenen Betriebe in die nächste Krise kommen – und die kommt über kurz oder lang bestimmt – und neben den Arbeitsplätzen auch noch ganz andere Komponenten für Hamburg verloren gehen? Für Hamburg spielen hierbei die Hafen-Skyline bestimmenden Schwimmdocks von Blohm + Voss eine große Rolle.

 

Beherrschendes Bild des Hamburger Hafenpanoramas
Beherrschendes Bild des Hamburger Hafenpanoramas
Die Fantasie streikt bei der Vorstellung, dass im Falle eines Falles ein asiatischer Investor die Docks einfach an den Haken nimmt und in irgendeine ferne Werft in China oder Korea schleppen lässt – doch genau das könnte passieren. Die Docks wären im schlechtesten Falle die wertvollsten beweglichen Güter der Werft – gerade wegen ihrer Größe. Das Trockendock Elbe 17 gehört sowieso der Stadt Hamburg und ist nur an die Werft verpachtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte es gesprengt werden, doch die Hamburger Bevölkerung besetzte in einer großen Solidaraktion die Landungsbrücken und verhinderte die Sprengung. Etwas Ähnliches wird für die Schwimmdocks wahrscheinlich nicht möglich sein – Hier würde nur Geld helfen. Ein rechtzeitig aufgelegter Rettungsfond vielleicht? Die von ihrer maritimen Kulisse lebende Stadt Hamburg ist gut beraten, sich rechtzeitig darüber Gedanken zu machen und nicht erst, wenn es passiert ist. Ein wirklich fieses Gedankenspiel und dennoch in Bremen vorgelebt. Nicht umsonst heißt es im Hafen „Du bist wohl ein Bremer!“, wenn sich jemand ein wenig dösig anstellt.