Bodenloses Sommerloch oder abgrundtiefe Vorurteile
oder lohnt es sich eigentlich auf so einen Quatsch zu reagieren?
Da ist es wieder so weit. Es ist Sommer, die Ferienzeit hat begonnen und die Zeitungen wissen nicht was sie schreiben sollen. Da kommt Thorsten Dörting dem Spiegel gerade recht. Zunächst versorgt er den geneigten Leser mit einem inzwischen schon legendären Interview mit Hadi Teherani zum Thema "Würfelhusten am Wasser", dann fast einen Monat später legt er nochmals nach mit "Retortenprojekt mit Herzfehler". Stellt sich doch direkt anschliessend die Frage: "Was kommt als nächstes?".
Doch ganz so einfach kommen wir nicht davon. Wer sich die Forumsbeiträge ansieht, die zum Artikel in Spiegel-Online geschrieben werden, wird schnell davon überzeugt, dass sich eine Reihe von Vorurteilen zur HafenCity hartnäckig halten. Und die kann man auch nicht mit vielen guten Worten ausräumen, hier müssen Fakten auf den Tisch und im Zweifel müssen Erläuterungsschilder wie im Museum an die Häuser. Da schreibt ein Taxifahrer, dass in dem einen Genossenschaftsgebäude nur die gehobenen Angestellten derselben Genossenschaft wohnen würden, sonst könnte sich das eh keiner leisten, in einem Filmbeitrag wird eine Frau zitiert, die nur in der HafenCity wohnen würde, weil sie es müßte. Kommt man auf die anfängliche Frage zurück, ob man auf diese Art von Vorurteilen überhaupt reagieren muß, kann es nicht egal sein, was die Öffentlichkeit denkt, wenn man sich selbst wohlfühlt und überhaupt nicht von dieser Art von Degoutismus beeinträchtigt wird?
Leider nicht! Die HafenCity befindet sich erst in der Anfangsphase des gesamten Bauprozesses und jede Art von negativem Image geht später zu Lasten aller Anlieger in der HafenCity. Ein Senat, der von permanenter Negativberichterstattung mürbe gemacht wird, könnte Entscheidungen treffen, die keinen der Betroffenen hinterher Spass machen. Gelder könnten an andere Stelle umgelenkt werden, Projekte gar nicht erst realisiert werden und Menschen und Unternehmen nicht in die HafenCity ziehen, die vielleicht wertvoll für die weitere Entwicklung gewesen wären. Deshalb gilt die Devise: Informieren, Informieren, Informieren! Nicht alles den anderen und der HafenCity Hamburg GmbH überlassen, sondern selbst in den sauren Apfel beissen und Stellung beziehen!
Und es sind nicht zutreffende Stereotypen, die uns aus den Medien entgegenprallen. Die Bewohner der HafenCity sind nicht "kalt und herzlos wie ihre Bauten" sondern ganz im Gegenteil kontaktfreudig, bestens untereinander vernetzt und in keinem anderen Stadtteil in Hamburg kennen sich so viele Nachbarn untereinander wie in der HafenCity. Natürlich ist der Wohnraum nicht billig, aber wer erwartet das auch? Es gibt 150 bis 200 Genossenschaftsmitglieder, die in sechs verschiedenen Genossenschaftshäusern zu Mieten von 9,50 Euro bis knapp 14 Euro pro Quadratmeter in der HafenCity wohnen, in Wohnungen die bestens ausgestattet und nach neuesten energetischen Standards gebaut worden sind. Für diese Miethöhe bekommt man heute in vielen Innenstadtlagen überhaupt keine Wohnung, und wenn dann renovierungsbedürftige Altbauwohnungen. Die privat finanzierten Wohnungen liegen in ihren Mieten in der Masse auch nicht weit darüber. Eigentumswohnungen beginnen bei 2800 Euro pro Quadratmeter in Rahmen der vielen Baugemeinschaftsprojekte. Eine gut ausgestattete Wohnung mittlerer Größe ist/war also für 250.000 Euro zu haben. Wer heute in der Schanze eine Eigentumswohnung kaufen möchte ist da durchaus mit mehr dabei! Und natürlich gibt es auch die Wohnungen die so gerne in den Medien gezeigt werden, mit mehr als 150 Quadratmetern oberhalb von einer Million Euro. Aber das hat auch seinen Grund! Jede dieser Wohnungen hätte in jedem x-beliebigen anderen Stadtteil genausoviel gekostet!
Über Architektur läßt sich streiten, aber Architektur wird im wesentlichen für diejenigen gemacht, die sie letztendlich nutzen und da zählen als Malus nur Baumängel und schlechter Komfort. Beides gibt es natürlich auch in der HafenCity, die Mehrheit ihrer Bewohner aber erfreut sich am Blick aus den reichlich vorhandenen Fenstern auf die Scharen von hafencitygeniessenden Ausflüglern, Wasser, Schiffen und auf Beton spielenden Kindern, die es reichlich in die HafenCity geschafft haben und geniesst die komfortablen Wohnungen mit niedrigen Nebenkosten.