Buchpremiere im Club 20457: „Aus Lust am Schmerz“ von Susanne Klein

„‚Ich will geschlagen werden‘, sagte der Mann nur, und da erkannte ich ihn – wie aus weiter Ferne – wieder. […] Ich fragte ihn, ob er wirklich bei mir bleiben wolle, und freute mich über sein Ja. Ich werde leise und langsam bleiben, nahm ich mir vor.“

Susanne Klein studiert Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Sie arbeitet als Künstlerin, ist auf Ausstellungen präsent. Als sie zum ersten Mal auf eine Fetisch-Party geht, entdeckt sie ihre Vorliebe für die dominante Form der Sexualität – und fängt an, in einem Domina-Studio zu arbeiten.

In ihrem Buch schildert sie ihre persönlichen Erfahrungen als Domina, einen Beruf, den sie zehn Jahre ausübt und aus gesundheitlichen Gründen aufgeben muss. Klein gibt nicht nur detaillierten Einblick in ihre Arbeit mit den Kunden – sie beschreibt ebenso die Atmosphäre zwischen den Kolleginnen, schildert Streitereien, wie sie auch täglich im Büro stattfinden. Auch ihrem Mann berichtet sie, wenn sie abends von der Arbeit kommt, von den Erlebnissen des Tages. Eigentlich alles ganz normal – wäre Klein nicht als Domina tätig und hätte sie nicht mit den dunklen und extremen sexuellen Wünschen ihrer Kunden zu tun.

Viele Inszenierungen wirken auf den Außenstehenden brutal und widerwärtig.
Andere Kundenwünsche hingegen scheinen so absurd, dass der Leser schmunzeln wird, so zum Beispiel bei einem Außentermin, an dem sie mit ihrem Kunden zu einem See fahren will und in der Natur auf viele Spaziergänger trifft: „Friedo hatte mir einen Blouson aus dickem Latex mit Baumwollrollkragen angedreht, eigentlich stand ich gar nicht darauf, aber jetzt passte er hervorragend. Meine enge Latex-Radlerhose verschwand in – und da wurde es vollkommen abwegig – schenkelhohen nie getragenen Anglerstiefeln, wunderbar poliert. Sie umwabbelten meine Beine, beschwerten den Gang.“

„Aus Lust am Schmerz“ ist kein Roman, keine erotische Literatur und erst recht keine ausgedachte Geschichte einer gelangweilten Hausfrau – es ist eine Dokumentation aus einem Leben, das für viele Menschen in diesen Extremen unbekannt ist. Klein beschreibt detailliert-sachlich ihre Arbeit, ohne sich in Wiederholungen zu verlieren, und emotional ihre Konflikte mit den Kolleginnen. Das Buch zeigt eindrucksvoll, dass hinter der Domina ein sensibler Mensch steckt, den die Streitereien am Arbeitsplatz mitnehmen und die sich auch viele Gedanken darüber macht, in welcher Aufmachung ihr Mann das Haus verlässt. Und genau dieser Gegensatz zwischen der straighten Domina und der privaten teils unsicheren Frau, die sich vor Auseinandersetzungen mit den Kolleginnen scheut, macht das Buch zu faszinierender Literatur. Geschickt ist die Einleitung, die Schilderungen aus der Zeit als Domina und das jähe und bittere Ende dieser Tätigkeit.

Fazit: ein Buch wie ein Diamant mit vielen Facetten, die teils im Hellen, teils verborgen im Dunklen liegen.

Wo verläuft für Susanne Klein die Grenze zwischen den „normalen“ Wünschen an die Domina, und ab wann wird es krank?
Inwieweit hat ihre Arbeit als Künstlerin ihre Tätigkeit als Domina beeinflusst?

Diese – und viele weitere – Fragen wird Susanne Klein persönlich beantworten: Am 14. März findet um 19:30 Uhr die Buchpremiere im Club 20457 statt.
Eintrittskarten gibt es unter www.eintrittskarten.de oder über den Club 20457. (AF)

„Aus Lust am Schmerz“ erscheint im März bei Rütten & Loening im Aufbau Verlag.
14,99 Euro

© Christian O. Bruch / Laif

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